Kulturzyklus Kontrast

Am Kulturzyklus Kontrast eröffnen Künstlerinnen und Künstler mit einer Beeinträchtigung aussergewöhnliche Zugänge zu unterschiedlichen Kultursparten. Dabei dreht sich alles um die Frage des vermeintlich «Normalen». Die Antwort darauf geben die Künstlerinnen und Künstler gleich selbst mit ihren einzigartigen Arbeiten. Der Kulturzyklus Kontrast stellt das künstlerische Werk ins Zentrum und möchte zudem einen Beitrag zur gelebten Inklusion leisten. Der Kulturzyklus Kontrast findet neu nicht mehr in einer Woche statt, sondern wird im Rahmen einer Weiterentwicklung auf einzelne Anlässe im Jahr aufgeteilt.

Programm

Mittwoch, 19. Juni 2024

Trommel-Lesung mit Thomas Gröbly «Einen Augenblick staunen»

Schlagzeug: Tony Renold
Lesung: Brigitt Walser und Thomas Gröbly

Thomas Gröbly nimmt seine Krankheit und die Zukunft seines zweijährigen Enkels als Ausgangspunkt für Fragen zu Leben und Tod. In seiner Auseinandersetzung mit dem Ende seines Lebens und den bedrohten sozialen, ökologischen sowie ökonomischen Lebensbedingungen für seinen Enkel entwickelt er Ideen, wie wir die eigenen und die Grenzen des Planeten respektieren können. Er bleibt nicht beim herkömmlichen Konzept von Nachhaltigkeit stehen, sondern skizziert ein Handwerk der Friedfertigkeit, das die Würde aller Lebewesen ins Zentrum stellt. Neben der Lesung aus «Einen Augenblick staunen» gibt Thomas Gröbly gegen Schluss des Abends auch noch eine Kostprobe aus seinem neuen Gedichtband «Durcheinander».

«Für viele Menschen ist das ‹Kleiner-Langsamer-Weniger› kein Verzicht, sondern eine Befreiung. Mein Sterben regt mich an, Werden und Vergehen als gleichwertig zu akzeptieren und von der zerstörerischen Gier Abschied zu nehmen.»

Tony Renold – der bekannte Jazzschlagzeuger verleiht den Texten und Gedichten mit Klängen und Rhythmen Flügel, damit sie den Himmel küssen.

Brigitt Walser – Schauspielerin und Trainerin für Auftrittskompetenz – verdichtet mit ihrer Stimme die Atmosphäre, damit die Sterne leuchten.

Thomas Gröbly – liest und kommentiert seine Texte.

Einen Augenblick staunen von Thomas Gröbly

Der Termin für die Veranstaltung im Herbst 2024 wird noch bekanntgegeben.

Die Lesung von Thomas Gröbly findet in der Bibliothek statt. Diese ist zugänglich für Rollstuhl-Fahrerinnen und Rollstuhl-Fahrer.

OST Campus St.Gallen
Rosenbergstrasse 599000St.Gallen

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19.30 Uhr. Türöffnung ist um 19.00 Uhr.

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die Veranstaltungen sind kostenlos (Unterstützung via Kollekte möglich). 

  • Stefan Ribler, Projektleiter Kulturzyklus Kontrast, Dozent in der Lehre Departement Soziale Arbeit
  • Rudi Maier, Dozent in der Lehre Departement Soziale Arbeit
  • Renate Ribler, Primarlehrerin, Primarschulgemeinde Arbon
  • Cem Kirmizitoprak, Inklusionsagent, Beratungsstelle Inklusion St.Gallen
  • Lotte Verhagen, Wissenschaftliche Assistentin Lehre Departement Soziale Arbeit

Rückblick auf die vergangenen Jahre

Rückblick Kulturzyklus Kontrast 2023

Ende September war der langjährige Filmredaktor Alex Oberholzer zu Gast. Er las aus seiner Autobiographie zu seinen zwölf Jahren im Kinderspital Affoltern vor.

Hier geht’s zum ausführlichen Rückblick des Kulturzyklus Kontrast vom September 2023.

Der achte Kulturzyklus ist Geschichte. Vom 25. bis 27. Oktober 2022 präsentierten aussergewöhnliche Künstlerinnen und Künstler ihr Kunstschaffen im Fachhochschulzentrum St. Gallen.
Zu sehen waren Kunstwerke, die mit dem Mund gemalt werden, das Kurzfilmfestival look&roll und eine spannende Lesung über das Borderline-Syndrom. Der Projektleiter Stefan Ribler blickt auf einen erfolgreich durchgeführten Anlass zurück: «Wir können auf drei Anlässe zurückschauen, die ebenso herausfordernd wie spannend und in sich stimmig waren.»

Hier geht’s zum ausführlichen Rückblick des Kulturzyklus Kontrast 2022.

Nach einem Jahr Unterbruch kehrte er endlich zurück: Der Kulturzyklus Kontrast des Departements Soziale Arbeit. «Wir haben die Durchführung gewagt, auch wenn wir dafür kritisiert wurden», sagte Stefan Ribler, Projektleiter Kulturzyklus Kontrast. Von Corona und den damit verbundenen Auflagen liess man sich nicht abhalten, so dass am 3. und 5. November 2021 mit Autor Christoph Keller und Stand-up Comedian Edwin Ramirez zwei Menschen mit Beeinträchtigungen ihr künstlerisches Schaffen dem Publikum präsentieren konnten. 

Hier gehts zum ausführlichen Rückblick auf den Kulturzyklus Kontrast 2021.

Auftritt von Edwin Ramirez am Kulturzyklus Kontrast 2021

Im Jahr 2020 musste aufgrund der Corona-Pandemie der Kulturzyklus abgesagt werden.  Dafür wurde der Podcast des Kulturzyklus Kontrast ins Leben gerufen, der das ganze Jahr hindurch ungewöhnliche Zugänge zum Leben ermöglicht.

Auf Spotify oder Podigee reinhören.

Der öffentliche Kulturzyklus Kontrast ist aus der Veranstaltungsagenda der OST – Ostschweizer Fachhochschule nicht mehr wegzudenken. Vom 5. bis 9. November 2019 zeigten Menschen mit einer Beeinträchtigung ihr künstlerisches Schaffen einem breiten Publikum. Dabei drehte sich alles um die Frage des vermeintlich «Normalen». Die Antwort darauf gaben die Künstlerinnen und Künstler gleich selbst mit ihren einzigartigen Arbeiten. Die Veranstaltungsreihe des Fachbereichs Soziale Arbeit, die in diesem Jahr zum sechsten Mal stattfand, stellte das künstlerische Werk ins Zentrum und wollte zudem einen Beitrag leisten für gelebte Inklusion, die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft.

Gestaltetes und Verfilmtes

Der Kulturzyklus Kontrast begann am 5. November mit der Eröffnung der Ausstellung des Quimby Huus zum Thema «Bikinifrauen, Sehhilfen und andere Entdeckungen». Im Quimby Huus in St.Gallen leben und arbeiten Menschen mit einer Körperbehinderung oder Hirnverletzung. Ein Angebot der Tagesstätte ist das Malatelier. Hier schaffen die Künstlerinnen und Künstler Bilder, die ihre Sicht auf die Welt darstellen. Sie setzen sich dabei fortlaufend mit dem bildnerischen Prozess auseinander. So enstanden individuelle Werke, welche die Betrachtenden einluden, die Welt und ihre Erscheinung neu und anders wahrzunehmen. Die Vernissage wurde von Elias Menzi mit dem Hackbrett musikalisch begleitet. Die Ausstellung ist nach dem Kulturzyklus noch bis zum 3. Dezember zu sehen.

Am 6. November wurde im Rahmen des Kulturzyklus der Film «Immer und ewig» gezeigt. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit und handelt von Annette Bräuning, die vor 20 Jahren gelähmt aus dem Koma erwachte. Infolgedessen hängte ihr Mann Niggi seinen Beruf als Fotograf an den Nagel und machte sich das gemeinsame Leben zur künftigen Lebensaufgabe. Unter anderem unternimmt das Paar regelmässig lange Reisen im von Niggi umgebauten Wohnmobil. Die Filmemacherin Fanny Bräuning begleitet ihre bald 70-jährigen Eltern auf einer dieser Reisen und versucht herauszufinden, was das Geheimnis der offensichtlich bis heute gut funktionierenden Beziehung ist. Am Filmabend waren die beiden Hauptdarsteller Annette und Niggi Bräuning sowie der Filmredaktor Alex Oberholzer zu Gast.

Lesung und wortlose Bühnenkunst

Raúl Krauthausen ist Inklusions-Aktivist und Gründer der Aktionsgruppe Sozialhelden. Seit 15 Jahren arbeitet er als Medienmacher und Design Thinker in der Internet- und Medienwelt. Das Netz ist sein zweites Zuhause. Dort twittert, bloggt und postet er über die Dinge, die ihn bewegen. Raúl Krauthausen ist im Rollstuhl unterwegs. Seine Behinderung ist für ihn aber nur eine von vielen Eigenschaften. In seiner Autobiografie «Dachdecker wollte ich eh nicht werden», aus der er am 7. November anlässlich des Kulturzyklus vorlas, erzählte er aus seinem Leben und spricht über seinen Alltag. Und darüber, wie Menschen mit und ohne Behinderung miteinander leben können. Auf die Lesung folgte ein Interview mit dem Autor.

Christoph Staerkle spricht auch ohne Worte – so etwa auch am 8. November, am vierten Tag des Kulturzyklus Kontrast. Seine Bühnenkunst zählt zu den eindrucksvollsten Darbietungen der heutigen Pantomime. In seinem wortlosen Programm erheitert der Komikermime sein Publikum mit seiner treffenden Interpretation menschlicher Alltagssituationen und Verhaltensweisen. Dabei charakterisiert er seine Figuren mit feinsinniger Karikatur und bissiger Parodie. Von Geburt an ist Christoph Staerkle taub. Sein Nicht-hören-Können hat er akzeptiert. Vielmehr beweist er, dass kommunizieren auch ohne Sprache sehr gut möglich ist. Denn gerade seine spontanen Improvisationen mit dem Publikum zeichnen sein grosses Talent aus. Er beantwortete im von einem Dolmetscher übersetzten Künstlergespräch Fragen.

Musikalische Darbietung

«Es ist normal, verschieden zu sein.» Diese Botschaft macht Graf Fidi, der am letzten Tag des Kulturzyklus am 9. November auftrat, zu seinem Beruf. Geboren mit einer Gehbehinderung und sechs Fingern meistert der Rapper und Inklusionsbotschafter seinen Job als Sozialarbeiter und seine Leidenschaft – die Musik. Mit jedem Auftritt beweist Graf Fidi, dass man trotz körperlicher Einschränkungen alles machen kann. Auch wenn er sich als Sprachrohr für Menschen mit Behinderung sieht, ist sein musikalisches Repertoire vielseitig und nicht nur auf seine Behinderung fokussiert. In erster Linie verbreitet seine Musik gute Laune, und hin und wieder zieht er sich gerne auch einmal selbst verbal durch den Kakao. Am Kulturzyklus hat Graf Fidi gesungen und im Künstlergespräch Fragen beantwortet.

Kulturzyklus Kontrast 2019

Kulturzyklus in Leichter Sprache

Barrierefreiheit ist eine Grundvoraussetzung für Inklusion, also für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft und am kulturellen Leben. Inklusion ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigungen selbstbestimmt zu leben. Im Sinne einer barrierefreien und zielgruppengerechten Kommunikation hat die OST – Ostschweizer Fachhochschule die Webseite zum Kulturzyklus Kontrast in Leichte Sprache übersetzt. Leichte Sprache richtet sich vor allem an Menschen mit Lernschwierigkeiten, hilft aber zum Beispiel auch Menschen mit Legasthenie, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Demenz. Ein Text in Leichter Sprache besteht aus sehr kurzen Sätzen und beschränkt sich auf die wichtigsten Informationen. Es gibt kein Passiv, kein Genitiv, kein Konjunktiv sowie keine Fremd- und Fachwörter. 

Zur Webseite in Leichter Sprache