Prof. Dr. Andreas Häberle

Über 19 % des Endenergieverbrauchs in der Schweiz fallen auf die Industrie. Davon wird die Hälfte für die Bereitstellung von Prozesswärme eingesetzt und hauptsächlich durch fossile Brennstoffe erzeugt [BFE, Schweizergesamtenergiestatistik 2014]. Der Einsatz von solarer Prozesswärme durch Anlagen mit solarthermischen Kollektoren zeigt daher grosses Potenzial und wird in einer Machbarkeitsstudie «Sol-Ind Swiss» näher untersucht. Dabei wird der Fokus auf den thermischen Energieverbrauch bei Temperaturen unter 130 °C gelegt. Des Weiteren werden im Rahmen des Projektes anhand von drei Fallbeispielen standardisierte Systemlösungen für die Planung und Einbindung einer solarthermischen Anlage in das System der thermischen Energieversorgung bearbeitet. Im Fokus stehen dabei die Ertragsrechnung der Anlage unter Berücksichtigung des Standorts, der Kosten für Kollektorfeld und Integration sowie die CO₂-Einsparung durch den Ersatz von fossilen Brennstoffen durch Solarenergie.

Die Stadt Cuenca in Ecuador hat sich der nachhaltigen Entwicklung und der Dekarbonisierung verschrieben und strebt an, eine Energiestadt (nach dem Vorbild der Schweizer Energiestadt) zu werden. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wird die Umsetzung von Energieeffizienzmassnahmen und Technologien für erneuerbare Energien vorangetrieben, wobei alle großen Energieverbraucher, insbesondere im Industriesektor, einbezogen werden. Im Jahr 2019 verbrauchte der Industriesektor in der Stadt 2'445'000 Barrel-Öl-Äquivalent, die hauptsächlich aus fossilen Brennstoffen stammen. In diesem Projekt wird eine Solarthemieanlage für ein Milchverarbeitungsbetrieb erstellt, um dessen CO2-Ausstoss direkt zu senken. In Zusammenarbeit mit der Universität und der Stadtverwaltung von Cuenca wird eine Potentialstudie für Ecuador sowie einer Vervielfältigungsstrategie erarbeitet.