Forschungsprojekt

Raumentwicklung 4.0 – zur Integration sozialer Aspekte in planerische Gremien

Stadtbildkommissionen, Gestaltungsbeiräte, Raumplanungsbeiräte, Fachbeiräte, Qualitätsteams: Diese und viele weitere Bezeichnungen finden sich für Gremien, die in der Raumentwicklung tätig sind. Sie gestalten Prozesse, beraten Städte und Gemeinden, sichern Qualitäten, entscheiden in Wettbewerben, vermitteln zwischen Akteursgruppen und vieles mehr.

Die Anzahl solcher Gremien nimmt markant zu. Die meisten setzen sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Raumplanung, Städtebau und Architektur zusammen. Zugleich gibt es immer mehr Gremien, in welchen auch Soziologinnen, Ökonomen, Juristinnen oder auch Privatpersonen aus der Bevölkerung Einsitz nehmen, die also inter- und transdisziplinär zusammengesetzt sind. Es scheint, dass sowohl die quantitative als auch die qualitative Entwicklung von Gremien nicht zuletzt der steigenden Komplexität der Raumentwicklung und den damit verbundenen Herausforderungen geschuldet sind.

Diese Beobachtung bildete den Ausgangspunkt des Forschungs- und Entwicklungsprojekts Raumentwicklung 4.0  –  zur Integration sozialer Aspekte in planerische Gremien. In diesem Projekt haben das IFSAR Institut für Soziale Arbeit und Räume der OST – Ostschweizer Fachhochschule sowie die Liechtenstein School of Architecture der Universität Liechtenstein die deutschsprachige Gremienlandschaft genauer unter die Lupe genommen.

Mittels Mapping und Typisierung konnte zunächst gezeigt werden, dass Gremien in der Raumentwicklung Ende der 1990er Jahre einen quantitativen und qualitativen Schub erhalten haben, der bis heute anhält. Die Gremien können entlang ihrer verschiedenen Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen in prozedurale Gremien, Sicherungsgremien, methodische Gremien sowie auch zivilgesellschaftliche Initiativen unterteilt werden.

Kern des Projekts war die vertiefte Analyse ausgewählter inter- und transdisziplinärer Gremien, wobei ein besonderes Interesse auf den sozialen bzw. sozialräumlichen Perspektiven innerhalb der Gremien lag. In dieser Analyse konnten zentrale Herausforderungen und Chancen solcher Gremien erarbeitet und entsprechende Erfolgsfaktoren für die (Weiter-)Entwicklung derselben abgeleitet werden. Diese Erfolgsfaktoren geben professionellen Akteurinnen und Akteuren bei der (Weiter-)Entwicklung von Gremien eine Hilfestellung. Angesprochen sind vorderhand öffentliche Akteurinnen und Akteure (z. B. öffentliche Planungsverantwortliche auf verschiedenen Ebenen, Gemeinden); aber auch Gremienmitglieder selbst finden interessante Anhaltspunkte für ihre Arbeit.

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt Raumentwicklung 4.0– zur Integration sozialer Aspekte in planerische Gremien bildete weiter – im Sinne eines Praxisprojekts – die Grundlage für den Aufbau eines inter- und transdisziplinären Gremiums, welches die Entwicklung eines Areals in Feldkirch-Nord (Vorarlberg, Österreich) steuert und fachlich begleitet. Das heisst, die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt konnten direkt angewendet werden, indem darauf aufbauend Grundlagen für das neu zu bildende Gremium entwickelt wurden.

Zudem wird aktuell eine Weiterbildung konzipiert, welche sich insbesondere an Mitglieder von Gremien, an Vertreterinnen und Vertreter von Gemeindeverwaltungen und -politik sowie an Architektinnen, Raumplaner und Städtebauerinnen richtet.

Publikation: Lingg, Eva/Herburger, Johannes/Hilti, Nicola/Vetterli, Madeleine (2023): Gremien in der Raumentwicklung erfolgreich (weiter-)entwickeln. Rahmenbedingungen, Arbeitsweise und Zusammensetzung (hg. vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Raumplanung und Baurecht), online unter: https://vorarlberg.at/-/gremien-erfolgreich-entwickeln

 

Laufzeit: 01.11.2020 - 30.11.2022

Projektfinanzierung:

Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Raumplanung und Baurecht sowie Abteilung Wohnbauförderung (Forschungs- und Entwicklungsprojekt); Regio Vorderland-Feldkirch (Praxisprojekt)

Kooperation:

Johannes Herburger, Liechtenstein School of Architecture der Universität Liechtenstein; Christoph Kirchengast, Regio Vorderland-Feldkirch