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Preis «Lebensqualität» für smarten Einkaufswagen VIRAS

28.10.2025

Rasch ein Brot, einen Käse und ein paar Karotten für das Abendessen im Supermarkt besorgen – für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Doch versetzen Sie sich mal in die Lage von blinden oder sehbehinderten Menschen: Ohne Unterstützung durch die oft umgestellten Regale zu navigieren und ein Produkt zu finden, ist für sie nahezu unmöglich. Hier schafft der KI-Einkaufswagen VIRAS der OST – Ostschweizer Fachhochschule Abhilfe. Die Stiftung Dalle Molle zeichnete das Projekt mit dem Preis «Lebensqualität» aus.

Auf einem Tablet wird gezeigt, wie der intelligente KI-Einkaufswagen seine Umgebung scannt und wahrnimmt.
Auf dem Tablet ist zu sehen, wie der KI-Einkaufswagen seine Umgebung mit Kameras wahrnimmt.
KI-Einkaufswagen-Test in Migros Hinwil: Daniela Moser und Chantal Keller erproben innovative Technologie.
Daniela Moser (links) vom Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) und Chantal Keller von der OST testen den KI-Einkaufswagen in der Migros-Filiale in Hinwil.
Luciano Butera vom SBV beim Eistee: Der smarte Einkaufswagen navigiert ihn zum gewünschten Produkt, der Sprachassistent gibt ihm präzise Hilfestellungen.
Rolf Ingold (links), Président du Jury du Label Dalle Molle, überreicht Chantal Keller und Dario Schlafroth von der OST den Preis «Lebensqualität» für ihr Projekt VIRAS.

Technik, die Barrieren abbaut

Der Einkaufswagen funktioniert wie ein digitaler Blindenhund: Über Kopfhörer sagt er der Person, wo sich der Eistee oder die Packung Nudeln befindet und wie sie ihre Hand bewegen muss, um zum gewünschten Produkt zu gelangen. Der smarte Einkaufswagen VIRAS (Visually Impaired Robot-Assisted Shopping) kombiniert hochentwickelte Sensorik mit einer Sprachassistenz und einer Produktdatenbank, auch Künstliche Intelligenz kommt gezielt zum Einsatz. VIRAS begleitet Blinde und Sehbehinderte durch den gesamten Einkaufsprozess – vom Erfassen der Einkaufsliste bis zum selbständigen Check-out und der Bezahlung.

Vom Test zur Alltagshilfe

In der Schweiz leben rund 377 000 Personen mit einer Sehbehinderung, die am gesellschaftlichen Leben teilhaben und selbständig einkaufen möchten. Und hier setzt das Projekt an, in dem das ILT Institute for Lab Automation and Mechatronics und das IAF Institut für Altersforschung interdisziplinär zusammenarbeiten. Am Projekt beteiligt sind auch mehrere nationale und internationale Verbände. Diese stellen neben Erfahrung und finanziellen Mitteln vor allem auch regelmässig Testpersonen zur Verfügung, die dabei helfen, Prototypen zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Der Ansatz des Projektteams: Technik muss dort ansetzen, wo Menschen im Alltag an ihre Grenzen stossen.

Grosses Potenzial

Für den Praxistest stellte die Migros Ostschweiz die Filiale in Hinwil zur Verfügung, wo Betroffene unter realen Bedingungen Test-Einkäufe durchführen können. Die Projektverantwortlichen sehen grosses Potenzial in VIRAS. Neben Blinden und Sehbehinderten könnte der smarte Einkaufswagen auch älteren, kognitiv beeinträchtigten oder mobilitätseingeschränkten Personen Unterstützung bieten. Auch andere Kundinnen und Kunden könnten von der smarten Hilfe des KI-Einkaufswagens profitieren, um schneller zur gewünschten Tafel Schokolade zu gelangen.

Preis der Fondation Dalle Molle

Die Stiftung Dalle Molle zeichnet herausragende Forschungs- und Innovationsprojekte aus. Mit dem Label «Quality of Life» würdigt sie Qualitätsforschung, die digitale Wissenschaft und Technologie in den Dienst der Menschheit stellt. VIRAS gewann den Preis für Lebensqualität am 15. Oktober 2025. Das Projekt findet damit auch Anerkennung bei einer Stiftung, die seit Jahrzehnten Pionierarbeit im Bereich technologiegestützter Lebensqualität leistet.