Alpine Gefahren nehmen zu – sind wir vorbereitet?
10.12.2025
Die 14. Geotechnik-Fachtagung fand am 28. November 2025 an der OST – Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil-Jona statt. Die diesjährige Ausgabe stand unter dem Leitthema: «Alpine Gefahren nehmen zu – sind wir vorbereitet?» Und die Antworten der Experten waren so klar wie vielfältig.
Ein Tag voller Wissen, Austausch und Inspiration. Der Tag bot auch Gelegenheit, die Themen zu vertiefen und neue Verbindungen zu knüpfen – die positive Energie war spürbar.
Höhepunkte aus den Vorträgen
- Johan Gaume (ETH Zürich / WSL) zeigte, wie moderne 3D-MPM-Modelle heute Fels- und Eisstürze in bisher unerreichter Präzision simulieren können – inklusive Runout-Prognosen, die sich bei Brienz und Blatten eindrücklich bestätigt haben.
- Hermann Rovina (Rovina + Partner) blickte 20 Jahre zurück auf den Felssturz Medji und unterstrich die Bedeutung von Grundwasser, Permafrost und Überwachungssystemen bei der Vorhersage instabiler Hänge.
- Pascal Vollenweider (KWO) zeigte anhand beeindruckender Beispiele, wie Wasserkraftanlagen heute im Spannungsfeld zwischen Klimawandel und Naturgefahren stehen – neue Seen, auftauender Permafrost, mehr Murgänge. Das Beispiel Rotlaui verdeutlichte, was Monitoring & Risikomanagement heute leisten müssen.
- Robert Haas (Gasser Felstechnik) nahm uns mit auf Baustellen über 3000 m ü. M., wo extreme Temperaturen, Logistik per Helikopter und höchste Präzision den Alltag bestimmen. Bauarbeiten, die nur mit Teamgeist, Erfahrung und Innovation möglich werden.
- Remo Dudler (Geobrugg) führte vor Augen, dass reale Steinschläge weit komplexer sind als Normtests: Rotation, Blockgeometrie und Exzentrizität verändern die Lastfälle – neue MEL-S / MEL-E Tests schaffen erstmals realitätsnahe Nachweise für Schutzsysteme.
- Hansruedi Schneider (Geo-Consulting) zeigte, wie Regeninfiltration, Saugspannung und Bodenparameter die Stabilität natürlicher, ungesättigter Hänge beeinflussen – und wie sich Zeitpunkt und Tiefe eines möglichen Versagens realitätsnah prognostizieren lassen.
- Carlo Rabaiotti (OST) präsentierte eine seltene Class-A-Prediction zur Verflüssigungsgefahr von Sedimenten in alpinen Stauseen: Numerik, Labor und Feldversuche führten zu einer verblüffend genauen Prognose – ein Beispiel für moderne geotechnische Ingenieurkunst.
- Hugo Raetzo (BAFU) zeigte anhand der Fälle Blatten, Brienz und Schwanden, wie entscheidend ein integrales Risikomanagement für Naturgefahren heute ist – und wie Monitoring, Planung und Kommunikation Leben schützen können.
- Yves Bonanomi (AllGeol) beleuchtete die langfristige Destabilisierung am Piz Cengalo: Von Radar- und LiDAR-Monitoring über Modellierungen bis zu den Ereignissen von 2011 und 2017. Ein eindrückliches Beispiel für die Bedeutung hydromechanischer Prozesse bei grossen Sturzereignissen.
Ein grosser Erfolg
Mit über 100 Teilnehmenden, starken Fachbeiträgen und intensiven Diskussionen war die 14. Geotechnik-Fachtagung ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie lebendig und relevant unser Fachgebiet ist. Im Jahr 2026 findet die 15. Geotechnik-Fachtagung statt.




