«Klimaziele 2050 – Raumplanerische Koordination im Untergrund» lautete das Thema der Fachtagung, die der FRU (Fachkreis Raumplanung im Untergrund) am Donnerstag, 27. November 2025 an der OST in Rapperswil durchführte. Eröffnet wurde der inhaltliche Teil von Gastgeber Prof. Andreas Schneider vom IRAP mit dem ersten Referat. Schneider gab den rund 50 Teilnehmenden einen kurzen Einstieg ins Thema und erklärte, warum raumplanerische Koordination im Untergrund bisher oft nur punktuell erfolgte, was in Zukunft ein Problem sein könnte. Denn angesichts des knapper werdenden Platzes an der Oberfläche wachse das Interesse an einer Nutzung des Untergrunds. Insbesondere im Bereich Energienutzung und -transport entstehen infolge der Klimaziele 2050 neue Ansprüche an den unterirdischen Raum.
Neue Energie-Infrastrukturen im Untergrund
Was die Klimaziele 2050 mit raumplanerischer Koordination im Untergrund zu tun haben, verdeutlichten die Fokus-Referate, die den thematischen Schwerpunkt des Vormittagsprogramms bildeten.
Luca Baldini (Dozent Gebäude- und Energietechnik, IBP ZHAW) ist Gesamtprojektleiter des Innosuisse Flagship Projekts «SwissSTES», das mit zahlreichen Industrie- und Forschungspartnern – darunter das IRAP Institut für Raumentwicklung, das in ein Teilprojekt involviert ist – die Einführung von saisonalen thermischen Energiespeichern (STES) in der Schweiz untersucht. Diese Wärmespeicher ermöglichen, Abwärme grosser Infrastrukturen wie Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA), Rechenzentren oder Industriebetrieben effizienter zu nutzen und so einen Beitrag zur Dekarbonisierung im Bereich Wärme-Kälte-Systeme zu leisten.
Daniela Decurtins (Direktorin Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG) informierte über Pläne der Gas-Branche zum Aufbau eines neuen Pipeline-Systems, das künftig den Abtransport und die Entsorgung von CO2 ermöglichen soll, dass bei KVAs oder Zementfabriken durch Carbon-Capture-Anlagen abgeschöpft wird. Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse in der Schweiz kommt für den Bau eines neuen Pipeline-Systems nur die Mitnutzung bereits bestehender Trassen, wie beispielsweise der Pipelines für den Gas-Transport infrage. Die Gas-Industrie wäre daher ein zentraler Player beim Aufbau eines künftigen CO2-Pipeline-Systems.
Angeregte Diskussionen
Vor der Mittagspause folgte das Referat des Juristen Dr. iur. Meinrad Huser, der sich mit dem Eigentumsrecht im Untergrund beschäftigt. Er erklärte, unter welchen Bedingungen und bis in welche Tiefe Grundeigentümerschaften ein Ausübungsinteresse für ihr Eigentum geltend machen können und was das im Umkehrschluss für die Planung von Infrastrukturen bedeutet, die unterhalb von Privatgrundstücken verlaufen.
Am Nachmittag versammelten sich die Teilnehmenden in vier Workshop-Gruppen und diskutierten über verschiedene raumplanerische und rechtliche Aspekte von saisonalen Wärmespeichern und einem CO2-Pipeline-System. Im Anschluss präsentierten die Gruppen ihre Erkenntnisse im Plenum. Gefolgt von einer Reflektion und Beurteilung der Ergebnisse durch Stephan Scheidegger, stellvertretender Direktor des ARE.
Erkenntnisse und Fazit
Scheidegger unterstützte den Vorschlag aus den Arbeitsgruppen, dass der Bau von saisonalen Wärmespeichern in der Regel nicht als nationales oder gar kantonales Interesse gelten sollte und die raumplanerische Implementierung, daher auf kommunaler Stufe, in der Rahmen- oder Sondernutzungsplanung, am sinnvollsten scheint. Eine umfassende Interessenabwägung wäre in der Regel sowieso nur möglich, wenn das Projekt schon weit fortgeschritten und die konkreten Spezifikationen bekannt sind. Daher ist eine übergeoordnete Koordination auf Kantons- oder Bundesebene kaum zielführend.
Bei der Planung von CO2-Pipelines verhält sich die Sache anders. Wenn der Aufbau einer zusammenhängenden Transportinfrastruktur gelingen soll, braucht es eine kantonsübergreifende oder sogar internationale Koordination. Daher macht es Sinn, die Planung auf einer möglichst hohen Stufe anzusiedeln. Scheidegger liess durchblicken, dass sich abzeichne, dass dem Bund die Planungskompetenz für das Thema CO2-Pipeline zugesprochen werde und es dafür schon bald einen eigenen Sachplan geben könnte.


