Medienmitteilungen der OST

Gestaltungsentwürfe für zerstörte Freiräume nach Erdrutsch in Schwanden ausgezeichnet

Medienmitteilung vom 25. Februar 2025

Bis heute sind die Verwüstungen durch einen Hangrutsch Ende 2023 in der Gemeinde Schwanden im Kanton Glarus sichtbar. Einen Lichtblick für die direkt Betroffenen rund 50 Anwohnerinnen und Anwohner des Quartiers Plattenau gab ein Projekt mit Landschaftsarchitektur-Studierenden der OST. Auf Initiative des selbst vom Erdrutsch betroffenen Jürg Hefti planten die Studierenden, wie die Neugestaltung der zerstörten Freiräume des Quartiers nach der Katastrophe aussehen könnte. Gestern Abend wurden die drei Siegerprojekte in Rapperswil-Jona vor rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauern ausgezeichnet.

Das gesamte Studierenden- und Betreuerteam des Studiengangs Landschaftsarchitektur zusammen mit den Referierende bei der Prämierungsfeier der Siegerprojekte zum Erdrutsch in Schwanden GL
Die drei Siegerteams mit Professor Peter Vogt vom Studiengang Landschaftsarchitektur
Der Erdrutsch in Schwanden GL
Intitiator und Betroffener Jürg Hefti bei der Prämierungsfeier
Der Schutzdamm vor dem Quartier Plattenau in Schwanden GL

Die Erinnerungen an den Hangrutsch von Schwanden Ende 2023 sind bei Gemeinderätin Gabi Aschwanden aus Glarus-Süd noch frisch. Bei der gestrigen Prämierungsfeier an der OST beschrieb sie eine geplante Begehung des Quartiers Plattenau, kurz nachdem rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner vorsichtshalber aus dem möglichen Hangrutschgebiet evakuiert worden waren. «Ich war zu früh dran und habe in den Hang geschaut, als plötzlich Bäume mitten zwischen den Häusern umfielen. Danach ging alles schnell und dieses braune Monster kam begleitet von einer Staubwolke den Hang herunter und ich dachte nur, da kommen grad Menschen ums Leben», beschrieb Aschwanden ihre Erinnerungen. Bis heute sei kein einziger Mensch ums Leben gekommen, aber 15 Gebäude mussten vollständig abgerissen werden, insgesamt entstand ein Schaden von rund 25 Millionen Franken an Wohn- und Geschäftsgebäuden. «Man kann nur beeindruckt sein, wie professionell mehr als 500 Helferinnen und Helfer über Monate während und nach der Naturkatastrophe Grossartiges geleistet haben», so Aschwanden.

Landschaftsarchitektur im Zeichen des Klimawandels

Für einen Lichtblick konnten Landschaftsarchitektur-Studierende der OST sorgen. Auf Initiative von Jürg Hefti, einem der betroffenen Bewohner im Erdrutschgebiet planten Studierende des Studiengangs Landschaftsarchitektur im Rahmen eines innovativen studentischen Wettbewerbes in Begleitung von OST-Professor Peter Vogt, wie die Freiräume im verwüsteten Quartier Plattenau wieder lebenswert gestaltet werden können. Gerade der Aspekt der Solidarität war Vogt ein besonders Anliegen. Der Projektwettbewerb, der den kreativen Entwurfsprozess sowie aktuelle Ausführungstechnologien miteinander kombinierte, bot eine hervorragende Gelegenheit, die gesamte digitale Baukette – von der Datenerfassung über die Gestaltung und Modellierung bis hin zur Bauausführung – praxisnah zu erleben und zu erproben. Professor Christian Kaindl, Studiengangsleiter Landschaftsarchitektur der OST betonte, dass der Wettbewerb anhand eines realen Projektes eine wertvolle Erfahrung für die angehenden Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten ist.

Mit einer Prise Humor beschrieb es der Ständerat Benjamin Mühlemann aus dem Kanton Glarus, einer der Trägerkantone der OST, gestern so: «Unsere Glarner Fachhochschule hat zusammen mit der Gemeinde Konzepte ausgearbeitet, wie das bis heute teils noch verwüstete Quartier wieder belebt und die Freiräume lebenswert gestaltet werden können.»

Moderiert von OST-Stabschef Alex Simeon wurden insgesamt drei Siegerprojekte ausgezeichnet. Alle drei verwenden unter anderem auch Material aus dem Erdrutsch.

  • Das «beste Gesamtprojekt» stellten die Studenten Felix Kratter und Silvan Wildli vor. Ihre Leitidee ist es, im Quartier, welches mehr als 1,5 Jahre lang durch Unruhe geprägt war, wieder einen Ort der Ruhe entstehen zu lassen. Im Zentrum ihres Projektes stehen zwei Brunnen, viel Wasser und eine üppige Begrünung. «Ein sanftes, ruhiges Plätschern könnte das Quartier Plattenau künftig prägen», so Kratter. Die Betonelemente für Pflanzungen und Wasserläufe wollen die Studierenden mit gemahlenem Steinmaterial aus dem Erdrutsch gestalten.
  • In der Kategorie «grösste Innovation» wurde das Projekt von Leonie Schenkel und Lucia Schaller prämiert. Die Wiederverwendung der Steine aus dem Erdrutsch steht im Zentrum des Konzeptes. Die beiden Studentinnen wollen hierfür grosse Findlinge aus dem Erdrutsch als Sitzsteine im Quartier erhalten und Wege mit aus Verrucano-Findlingen gesägten Platten sowie dazwischen liegenden Grünflächen mit Bäumen und Sträuchern gestalten.
  • Das Siegerprojekt mit der «grössten Realisierbarkeit» wurde von Jan Gattiker und Oliver Portner vorgestellt. Die beiden Studenten stellten die Wiederverwendung und einfache Technik für ein kostensensitives Projekt ins Zentrum ihrer Planung. Auch bei ihnen dominieren viele Grünflächen, die Wasser versickern lassen können.

Dank grosszügiger Sponsorenbeiträge erhielten die Siegerprojekte jeweils Gutscheine für Hotelübernachtungen. Als Dank erhielten zudem alle Beteiligten des Wettbewerbes einen Geschenkkorb mit Glaner Produkten. Ebenfalls anerkennend äusserte sich im Namen der Stiftung FUTUR deren Präsident Dr. h.c. Thomas Schmidheiny zum Gesamtprojekt. «Mir liegt das Projekt wirklich am Herzen», so Schmidheiny, weshalb er sich entschieden habe, im Rahmen der Vergabe des jährlichen Technologietransfer-Preises der Stiftung im Mai einen zusätzlichen Sonderpreis für das Gestaltungsprojekt für Schwanden zu vergeben.

Auch wenn sich laut Initiator Jürg Hefti keines der Projekte sofort umsetzen lässt, «bekommen wir als Betroffene durch die ausgezeichneten Projekte einen Hoffnungsschimmer und Aufmerksamkeit für unsere Herausforderungen, die uns bis heute jeden Tag beschäftigen.»

Kostenfrage teilweise noch offen

Wenn Naturkatastrophen Gebäude beschädigen, sind diese Schäden versichert, jene im Freiraum jedoch in der Regel nicht. Laut Hefti wurden viele Betroffene aus der ehemaligen roten Zone unterdessen entschädigt oder haben neue Wohnmöglichkeiten gefunden. Ein grosser Teil der Anwohnerinnen und Anwohner des Quartiers ist jedoch nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert. Der Glarner Ständerat Benjamin Mühlemann formulierte es so: «Nach einer Katastrophe wie dieser braucht es Fachleute, Kreativität und auch Geld. Jürg Hefti hat mit seiner Initiative zusammen mit der OST ein Zeichen der Hoffnung für die Betroffenen im Quartier gesetzt». Aufgrund der fehlenden Versicherungsabdeckung der Freiräume versuchen die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers Plattenau mit einer Spendenaktion, die Finanzierungslücke von rund 500 000 Franken für die Instandsetzung zu schliessen.

Weitere Informationen zu den Hintergründen und zur Spendenaktion finden Sie auf der Website des Quartiervereins Plattenau unter www.plattenau.ch