Medienmitteilungen der OST

«Heldin»: Pflege-Alltag «hautnah» miterlebt im Kino

Medienmitteilung vom 3. März 2025

Am 25. Februar 2025 fand in Anwesenheit von OST-Pflegestudierenden die Vorpremiere des Films «Heldin» in der St.Galler «Lokremise» statt. Im Zentrum steht die Arbeit einer Pflegefachfrau. Der Film sensibilisiert für das, was Pflegende professionell und menschlich leisten – unter hochproblematischen Arbeitsbedingungen. Wie reagieren Studierende und Pflegende auf den Film?

Die Pflegefachfrau Floria arbeitet mit Leidenschaft und Professionalität auf der chirurgischen Abteilung eines Kantonsspitals.

Eine Pflegefachfrau als «Heldin» eines Kinofilms – das ist eine Seltenheit. Regisseurin Petra Volpe zeigt, wie Floria eine Spätschicht auf der chirurgischen Abteilung eines Kantonsspitals meistert. «Wir sind heute leider nur zu zweit», entschuldigt sich Floria bei einer wartenden Patientin. Noch mehr als sonst wird während dieser Schicht der Wettlauf mit der Zeit spürbar. Was «Fachkräftemangel» konkret bedeutet, wird bis ins Detail sichtbar und greifbar.

Mit enormer Professionalität und tiefer Menschlichkeit begegnet Floria unzähligen Herausforderungen. Es grenzt fast an ein Wunder, dass auf der unterbesetzten Station keine grösseren Katastrophen passieren. Der Film fängt die problematischen Arbeitsbedingungen ein – und Florias Fähigkeit, unter widrigen Umständen ihr Bestes zu geben. Am Ende des Films ist folgender Text eingeblendet: «Bis zum Jahr 2030 werden in der Schweiz 30’000 Fachkräfte fehlen». Weltweit ist laut WHO-Schätzungen von 4,5 bis 4,9 Millionen fehlenden Pflegenden auszugehen. Der Film zeigt, was Pflegende leisten – in einem System, das sie an ihre Grenzen bringt. Die Botschaft ist klar: Es muss sich etwas ändern in der Pflege!

Ein «realer» Thriller

Floria ist fachlich jeder Situation gewachsen. In atemberaubendem Multitasking hat sie zunächst alles im Griff. Für jeden Patienten hat sie ein offenes Ohr. Doch das Problem sind die Arbeitsbedingungen: Wie soll sie all den Menschen gerecht werden? Wie kann sie auf ihre Bedürfnisse und Anliegen eingehen? Manchmal geben Patienten und Angehörige ihr nichts zurück. Sogar mit Aggression ist Floria konfrontiert. Der Film macht deutlich: Anerkennung und Wertschätzung für die Pflege fehlen oft.

Unweigerlich stellt sich die Frage: Warum sollten junge Menschen sich für einen solchen Beruf entscheiden? Und was denken Pflegende und Pflegestudierende über den Film? Können sie sich in Floria wiedererkennen?

«Der Film zeigt den Thriller des Pflegealltags im Akutspital», meint Daniela Bernhardsgrütter. Sie hat viele Jahre in der Pflege gearbeitet. Nun forscht sie am Kompetenzzentrum OnkOs im Institut für Gesundheitswissenschaften der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Aus ihrer Sicht vermittelt der Film, was «längst Realität ist: Die ständige Zerrissenheit zwischen der Dringlichkeit des Handelns, einem völlig ausufernden Aufwand für Dokumentation und der unverzichtbaren Unterstützung von Menschen im Umgang mit ihrer Verletzlichkeit und der Endlichkeit des Lebens. Diesen Themen geht die Gesellschaft grundsätzlich aus dem Weg. Die Tragweite des pflegerischen Handelns ist in Politik und Gesellschaft noch nicht wirklich angekommen.»

Dunkle und helle Seiten des Berufs

Auch Fabiola Orosaj, Studentin des «Bachelor of Science in Pflege» an der OST, findet den Film realistisch. Sie kennt die Schattenseiten. Doch für sie überwiegt eindeutig das Positive: «Ich arbeite gerne in der Pflege. Der Beruf gibt einem viel zurück – vor allem in der Zusammenarbeit mit Menschen». Ihrer Meinung nach ist «Pflege viel mehr, als die Gesellschaft denkt».

Manuelle und technische Skills, Dringlichkeit einschätzen, prognostisches Denken, adressatengerechtes Kommunizieren und professionelle Beziehungsarbeit – der Film führt vor Augen, wie viele Kompetenzen zum Pflegeberuf gehören. Timo Baumann absolviert ein Masterstudium in Pflegewissenschaft. Ihm ist es wichtig, seine Kompetenzen zu erweitern und zu vertiefen. Kompetenzen bieten Sicherheit und Klarheit – in einem Berufsalltag voller Komplexität. Insofern sind Kompetenzen ein Schlüssel, um die hohen Anforderungen zu meistern. Kompetenzen «öffnen die Türen» zur professionellen Pflege, so Timo Baumann.

Der Film macht die «versteckten, häufig nicht wahrgenommenen Verstehenskompetenzen von Pflegefachpersonen sichtbar. Ohne diese Kompetenzen wäre professionelle Pflegearbeit nicht möglich», sagt Prof. Dr. Birgit Vosseler, Leiterin Departement Gesundheit an der OST. Genau diese «versteckten» Kompetenzen sind Teil des Studiums.

Ein Film mit starken Botschaften

Florias Geschichte «zeigt die Realität der Branche», sagt Anke Lehmann, Leitung Dienst für Pflege und Entwicklung des Kanton St.Gallen. «Statt zu resignieren, vermittelt der Film eine starke Botschaft. Er würdigt die Kompetenz der Pflegefachpersonen. Und er inspiriert dazu, selbst Teil dieser wichtigen und komplexen Arbeit zu werden. Ich hoffe, dass diese Botschaft bald Wirkung zeigt – auch in Bezug auf die Ausbildungsoffensive und die Bildungsstellen im Kanton.»

Andrea Renz, Studiengangsleiterin «Bachelor of Science in Pflege», greift das Thema Aggression gegen Pflegende auf: «In mehreren Szenen ist Floria mit aggressivem Verhalten konfrontiert. Sie erkennt, dass hinter der Aggression eine Not stehen kann. Daher versucht sie in Beziehung zu bleiben, den Kontakt zum Patienten nicht abzubrechen. Trotz ihrer eigenen Betroffenheit denkt sie sofort an den Patienten und handelt beziehungsorientiert. Im Sinne des Aggressionsmanagements ist das genau richtig. Hier sehen wir: Auch im Aggressionsmanagement müssen Pflegende heute kompetent sein».

«Heldin» ist mehr als nur ein Film, meint Birgit Vosseler: «Es ist eine Hommage an die oft unsichtbare, unterschätzte, aber unverzichtbare Arbeit von Pflegefachpersonen. Ein Film, der berührt, zum Nachdenken anregt und zeigt, warum eine hochschulische Ausbildung die Stärke der Pflege ist.»

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