Nachbarn sind die OST und die Rapperswil-Jona Lakers bereits. Nun wollen sie die örtliche Nähe durch gemeinsame Projekte vertiefen. Die Kooperationspläne reichen von der Forschung über Studienarbeiten bis zu Praktika und direktem Wissenstransfer. Erste Resultate liegen bereits vor.
Auf den ersten Blick wirken ein Eishockeyclub und eine Fachhochschule nicht wie ein natürliches Gespann. Der Eindruck täuscht jedoch, denn die SCRJ Lakers sind stetig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, ihre Leistung zu verbessern, und die OST bietet viele Kompetenzen, die dabei helfen können. Durch die Fusion vor zwei Jahren verfügt die OST – Ostschweizer Fachhochschule einerseits über ein umfassenderes Angebot an Wissen und Erfahrung, andererseits baut die OST ihre Kompetenzen schrittweise mit neuen Disziplinen aus. So profitiert die neue Partnerschaft zum Beispiel von der Einführung des Physiotherapie-Lehrgangs zum Herbstsemester 2021 sowie von den massiv wachsenden Kompetenzen im Bereich der künstlichen Intelligenz, in der die OST mittlerweile eine Art Vorreiterrolle innehat. «Als eine der transferorientiertesten Hochschulen versteht es die OST, Anwendungen von neuen Technologien gezielt auf die Bedürfnisse der Praxis umzusetzen. Diese Stärke werden wir in den Projekten mit den SCRJ Lakers einbringen», so Prof. Dr. Daniel Seelhofer, Rektor der OST.
In der Forschung sind bereits erste Projekte aufgegleist. So startete mit der neuen Saison eine Datenerhebung bei ausgewählten Lakers-Spielern zur Messung der Herzratenvariabilität (HRV). Das Monitoring der HRV ist eine wichtige Grundlage zur Einschätzung des Verletzungsrisikos und zur Entwicklung von individuellen Interventionen zur Optimierung der Regenerationsfähigkeit. Denn die Regeneration der Athleten steht im direkten Zusammenhang mit ihrer Leistungsfähigkeit. Der Indikator für den Erholungszustand ist die Herzratenvariabilität. Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Protokolls zur standardisierten Messung der HRV und Applikation für das Monitoring. Somit kann die OST einen wichtigen Beitrag im Bereich der Prävention wie auch Regeneration der Lakers-Profis leisten.
Bei der Innosuisse wurde zudem ein Projektantrag zur Entwicklung eines neuen Executive-Function-Training-Systems (EFT) gestellt. Da Eishockeyspieler auf dem Feld schnelle Entscheidungen treffen und diese präzise umsetzen können müssen, lohnt sich eine entsprechende Vorbereitung. Denn die dafür benötigten Exekutivfunktionen sind trainierbar. Verfügbare Trainingssysteme haben aber erhebliche Nachteile und sind für den Spitzensport ungeeignet. Deshalb streben die Lakers und die OST die Entwicklung eines neuen EFT-Systems, basierend auf real-time Computer-Vision und Videoprojektion an, unter der Mitwirkung des Departements Gesundheit und des Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence der OST.
Den Studierenden erschliessen sich indes durch die Partnerschaft neue, spannende und praxisbezogene Themenfelder für Studienarbeiten und Praktika in verschiedenen Studiengängen der Departemente Technik, Informatik und Gesundheit. So haben Informatik-Studierende im Rahmen einer Bachelorarbeit eine App entwickelt, welche mittels Quiz, Voting, Tippspiel und weiteren Features das Match-Erlebnis für die Fans steigern soll. Die App wird derzeit getestet. In den Sommermonaten haben ausgewählte Studierende im Bachelor-Studiengang Physiotherapie ein elfwöchiges Praktikum bei den Lakers absolviert und erhielten einen Einblick in das Athletiktraining während der Saisonvorbereitung. Im Bereich der überfachlichen Kompetenzen der Teamkommunikation für Ingenieure und Ingenieurinnen haben Studierende Ideen für Installationen in der St.Galler Kantonalbank Arena entwickelt, die unter Einhaltung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit zur noch engeren Einbindung der Lakers-Fans zu ihrem Club führen sollen.
Im Fortbildungsprogramm der OST für ihre Mitarbeitenden werden im Herbst 2022 Veranstaltungen zu Selbstmanagement und zum Umgang mit Medien durch Lakers-Vertreter durchgeführt. Zu diesem Thema, wie auch zu Fragen «Was bedeutet Leistung, Wie treffe ich schnelle Entscheidungen, Was bedeutet Veränderung», tauschten sich im öffentlichen Podium an der Medienorientierung vom 05.09.2022 der St.Galler Bildungsdirektor und Lakers-Fan Stefan Kölliker, OST-Rektor Daniel Seelhofer, Lakers-Geschäftsführer Markus Bütler sowie Lakers-Profi Sandro Zangger aus. Kölliker, der in seiner Jugend selbst aktiver Eishockey-Goalie war, begrüsste die neue Kooperation zwischen Hochschulbildung und Profisport, da damit neue innovative Wege auf beiden Seiten beschritten werden. Das Schlusswort übernahm der Rapperswil-Joner Stadtpräsident Martin Stöckling und freute sich darüber, dass beide Partner durch ihre Zusammenarbeit einen Mehrwert für die gesamte Region Ostschweiz und natürlich auch für die Stadt Rapperswil-Jona generieren.
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