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Arbeitszeit neu denken: Von der Vier Tage Woche bis zur flexiblen Jahresarbeitszeit

Modelle, Evidenz und Roadmap

„Zeit ist das, was man an der Uhr abliest – Lebenszeit ist das, was wir daraus machen.“

Dieses oft Albert Einstein zugeschriebene Zitat umschreibt passend den Kern der aktuellen Arbeitszeitdebatte. Nicht die absolute Zahl der Stunden bestimmt unseren Erfolg, sondern die Frage, wie wir die begrenzte Ressource Zeit nutzen und einsetzen möchten.

 

11.08.2025

Ausschnitt aus einer Erhebung zur Evaluation der Effekte einer 4-Tage-Woche, in einem Projekt des IOL mit zwei mittelständischen Unternehmen (2024)

Zeichen der Zeit: Warum wir Arbeitszeitmodelle neu betrachten müssen

Die Diskussion um New Work und sich ändernde Arbeitszeitmodelle, insbesondere die Vier-Tage-Woche, hält an. Aus verschiedenen Studien geht hervor, dass flexible Arbeitszeiten zu einer besseren Work-Life-Balance sowie zu gesteigerter Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit beitragen können (Zander, 2023).

Über Erfahrungen zur Vier-Tage-Woche wurde aktuell prominent unter anderem aus Island und Grossbritannien berichtet (vgl. Haraldsson et al. 2023 sowie Lewis et al. 2023). Teilweise sind es Unternehmens-, teilweise politische Entscheidungen, die sie vorantreiben.

Auch in der Schweiz, wo mit durchschnittlichen 41.8 Wochenarbeitsstunden (bei Vollzeitpensen) im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern die Arbeitszeiten hoch sind (zum Vergleich: Österreich 35.7h, Frankreich 37.1h, Italien 37.3h), stellen sich viele Unternehmen die Frage, inwiefern entsprechende Arbeitszeitmodelle in traditionellen Strukturen und Branchen eingeführt werden können.

In einem Pilotversuch begleitete das IOL Institut für Organisation und Leadership wissenschaftlich zwei Raiffeisenbanken und evaluierte spezifische Effekte auf die Mitarbeiterzufriedenheit sowie die Produktivität und die Serviceleistung.

Erste Ergebnisse zeigen: eine signifikant gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit, höhere Arbeitgeberattraktivität (siehe Abbildung), aber auch neue Herausforderungen in der Umsetzung, die bereits in der Vorbereitung ihren Ursprung finden.

Mixed-Methods Ansatz, um die Wirkung der 4-Tage-Woche festzustellen

Um die Effekte im Pilotprojekt festzustellen, wurde in Form einer quantitativen schriftlichen Erhebung eine zeitlich begrenzte Längsschnittstudie zum Vorher-Nachher-Vergleich durchgeführt.

Im Sinne eines Querschnitts wurden ergänzend qualitative Erhebungen (Interviews) bei Mitarbeitenden durchgeführt, um die Ergebnisse zu verdichten. Mit einem qualitativen Führungskräfteauftrag wurden zudem spezifisch die Einschätzungen und Erfahrungen mit dem Arbeitszeitmodell aus Perspektive «Führung» erfasst, da davon auszugehen ist, dass sie mehrheitlich eine längerfristige, stärker auf Leistung und auf das Gesamtteam bezogene Orientierung haben.

Insbesondere im Hinblick auf das Erreichen kundenbezogener Ziele und im Hinblick auf die Frage der Produktivitätssteigerung wurden objektivierende Aussagen über die laufende Analyse von Schlüsselkennzahlen (KPI) erstellt.

Einen Einblick in das spannende Projekt sowie zu den Ergebnissen liefert die Webseite sowie eine diesbezügliche Publikation im KMU-Magazin.

Am Institut für Organisation und Leadership der OST

Um Unternehmen dabei zu unterstützen, die Bedürfnisse und Anforderungen ihrer Mitarbeitenden an Arbeit, jetzt und in Zukunft besser einzuschätzen, hat das IOL einen breiten Fundus an validierten Items und Studienergebnissen aus der Wissenschaft aufgebaut, der Ihnen eine geeignete Entscheidungsgrundlage und Anschlussfähigkeit an die Wissenschaft gewährleistet.

Daraus entstehen Möglichkeiten, partizipativ neuartige Arbeitsinnovationen zu testen bzw. zu implementieren.

Gerne steht Ihnen ein Team mit breiter Erfahrung zur Verfügung, wenn es darum geht, Arbeitszeitmodelle und die Mitarbeiterzufriedenheit (Gesundheit, Produktivität, Work-Life-Balance etc.) zu erheben.

Quellen

BfS Bundesamt für Statistik (2024). Tatsächliche Arbeitsstunden. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/erwerbstaetigkeit-arbeitszeit/arbeitszeit/tatsaechliche-arbeitsstunden.html

Statistisches Bundesamt (2022). Wöchentliche Arbeitszeit in der EU. www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Qualitaet-der-Arbeit/_dimension-3/01_woechentliche-arbeitszeitl.html

Haraldsson, G. D., Kellam, J., Alda, Association for Democracy and Sustainability, Autonomy, Guerrilla Foundation & Alex Ferry Foundation. (2021). Going Public: Iceland’s journey to a shorter working week. In Going Public: Iceland’s Journey To A Shorter Working Week [Report]. autonomy.work/wp-content/uploads/2021/06/ICELAND_4DW.pdf

Lewis, K., Stronge, W., Kellam, J., Kikuchi, L., Quantitative research team, Schor, Prof. J., Fan, Prof. W., Kelly, Prof. O., Gu, G., Qualitative research team, Frayne, Dr. D., Burchell, Prof. B., Bridson Hubbard, N., White, J., Kamarāde, Dr. D. & Mullens, F. (2023). THE RESULTS ARE IN: THE UK’S FOUR-DAY WEEK PILOT. Autonomy Research Ltd. autonomy.work/wp-content/uploads/2023/02/The-results-are-in-The-UKs-four-day-week-pilot.pdf

Zander, G. (2023). Wundermittel 4-Tage-Woche?: Chancen, Risiken, Grenzen und flexible Alternativen. Haufe-Lexware

Ansprechsperson

Flavio De Bortoli

IOL Institut für Organisation und Leadership Wissenschaftlicher Assistent

+41 58 257 13 59 flavio.debortoli@ost.ch