Jan Martel ist Mitglied des alumni-OST-Netzwerks, wo das wertschätzende «Du» gepflegt wird.
Jan, wenn der diesjährige St.Galler Sommer ein Wein wäre, welcher wäre es?
Sommer und Wein, das passt perfekt. Ich stelle mir einen Wein vor, der frisch ist und voller Energie steckt, um all das auszuhalten, was um uns herum geschieht. Ein Wein, der Freude schenkt und uns auf andere Gedanken bringt. In meinem Kopf entsteht dabei das Bild eines eleganten, frischen Pinot Noir aus der Bündner Herrschaft.
Wie schmeckt dieser Wein?
Er zeigt sich rotbeerig, mit einer wunderbar lebendigen Säure. Langanhaltend im Geschmack und zugleich inspirierend.
Seit 2020 ist die Weinhandlung Martel Weinpartner des WTT Young Leader Award. Was motiviert dich dazu?
Mich motiviert vor allem die enge Verbundenheit zur OST, nicht zuletzt durch mein eigenes Studium dort. Spannend ist für mich, in andere Welten einzutauchen und Einblicke in unterschiedliche Branchen zu gewinnen. Der Austausch mit Studierenden sowie mit Wissenschaft und Forschung ist inspirierend und für alle Seiten bereichernd.
Als Sponsor gehörst du auch zum Beirat des WTT Young Leader Award. Was nimmst du für dich aus dieser Tätigkeit mit?
Sehr viel. Die Vielfalt der Themen ist eine echte Inspirationsquelle. Wir besuchen uns im Beirat gegenseitig und erhalten spannende Einblicke in andere Unternehmen. Gleichzeitig erlebe ich, wie die Studierendenprojekte beurteilt werden. So kann ich ehrenamtlich einen Beitrag leisten und bekomme zugleich viel zurück.
Mit dem WTT Young Leader Award werden junge Talente gefördert. Du selbst hat mit 32 Jahren die Leitung des Familienunternehmens übernommen, in fünfter Generation. Welchen Tipp würdest du anderen geben, die jung eine Führungsrolle übernehmen?
Man muss an sich selbst glauben. Wenn man den schweren Rucksack tragen will und ihn gerne trägt, dann macht es richtig Spass. Wichtig ist auch, auf andere zu hören und nicht zu meinen, man könne alles allein schaffen oder es gehe nur um einen selbst.
Es ist also nicht nötig, von Beginn an alles selbst zu können und zu wissen. Es ist wichtiger zu wissen, wo man Knowhow abholen kann?
Genau. Junge Führungskräfte wollen prägend wirken, und das ist auch gut so. Gleichzeitig sollte man sich Menschen an die Seite holen, die das eigene, oft noch theoretische, Wissen mit Erfahrung und Expertise ergänzen. Ich besetze Schlüsselpositionen mit kompetenten Personen, die nicht zu allem Ja sagen. Konstruktiv zu streiten ist mir heute sogar noch wichtiger als zu Beginn.
Beim Thema Wein haben viele Menschen ein wenig Berührungsängste. Was empfiehlst du Wein-Neulingen?
Am besten hört man auf sich selbst. Man weiss ja auch, ob man lieber Fisch oder Gemüse mag, genauso ist es beim Wein. Fachleute können beraten, doch ob man etwas mag, entscheidet man selbst. Wer Freude am Wein hat, kann sich weiter informieren, etwa in einem Kurs oder bei einer Degustation. Wichtig ist, das Thema locker und spielerisch anzugehen. Wein soll vor allem Freude machen und keinen Stress verursachen.
Eine Hemmschwelle kann auch die Vorstellung sein, in einer Weinhandlung finde man nur hochpreisigen Wein.
Unsere Weinpreise für «Best-Buys» beginnen bei rund zehn Franken, und die meisten Weine im Ladengeschäft liegen preislich zwischen zehn und zwanzig Franken. Ab diesem Niveau ist handwerklich hergestellter Wein möglich und genau das ist uns wichtig. Ein 50-Franken-Wein im Schaufenster kann abschrecken, deshalb zeigen wir lieber hochwertige Alltagsweine mit Handwerk und Geschichte. Diese liefern wir übrigens auch an über 1200 Restaurants in der Schweiz. Daneben gibt es die «verrückte Welt», in der Preise ins Unendliche steigen, wie in der Kunst. Auch das ist spannend und vielschichtig und fasziniert uns und unsere Kunden sehr.

