So beauftragen Unternehmen Studierende

Wie kommen Unternehmen und Organisationen an ein engagiertes Studierendenteam für ein Praxisprojekt? Das heisst für sie: Ressourcen für frische Impulse mit aktuellem Hochschul-Knowhow und methodischem Vorgehen. Bis November nimmt die WTT Wissenstransferstelle Studierendenaufträge fürs 2022 entgegen.

15.06.2021

2022 können knapp 50 Unternehmen und Organisationen Studierendeteams mit umfangreichen Praxisprojekten beauftragen. «Die Anzahl richtet sich nach der Grösse unserer Studierendenjahrgänge in Betriebsökonomie und Wirtschaftsinformatik», sagt OST-Professor Peter Müller, Leiter der WTT Wissenstransferstelle. Noch bis Ende November schaut sie sich nach Aufträgen im Markt um und definiert die Projekte bis hin zu verbindlichen Vereinbarungen mit den Interessierten. Bei Betriebsökonomen geht es um Marktforschungen und Managementkonzepte – beispielsweise Markt- oder Imageanalysen sowie Marketingkonzepte, Kalkulationsmodelle, Management-Cockpits, Nachfolgeplanungen oder internationale Partnerevaluationen. Die Wirtschaftsinformatiker analysieren beispielsweise Prozesse, erarbeiten Anforderungskataloge oder entwickeln Software-Prototypen. 

Erwartungen klären – motiviertes Team sichern

«Meist treten die Unternehmen und Organisationen mit einem konkreten Bedürfnis an uns heran», so Müller. Die WTT bringt dann Erwartungen und Potential in Einklang: Was kann ein Team aus fünf bis sechs Studierenden in rund 800 Arbeitsstunden leisten – unterstützt von einem Dozenten oder einer Dozentin der Fachhochschule? Gemeinsam werden ein Auftragsentwurf entwickelt, die Ausgangslage geschildert, Projektziele vereinbart und das Vorgehen grob festgelegt. Anschliessend können sich die Studierenden für die Projektaufträge bewerben. «Damit stellen wir sicher, dass sie sich in ein Wunschprojekt hineinknien.» Für die Studierenden bieten die Praxisprojekte einen Erfahrungsschatz, der bei Bewerbungen zieht und den die WTT dafür in gestalteten Berichten dokumentiert. Für eine besondere Motivation sorgt der WTT YOUNG LEADER AWARD, der die besten Studierendenteams im September mit medialem Echo auf grosser Bühne ehrt. Fragt man allerdings Studierende, weshalb sie sich in den Praxisprojekten so engagieren , überwiegt eine Antwort deutlich: Sie wollen echten Nutzen für echte Kunden (Seite 12/13) stiften.

Studierende beim Kunden für Praxisprojekte
Studierende beim Kunden für Praxisprojekte
Studierende beim Kunden für Praxisprojekte

Ergebnisse in vier Monaten

«Viele Unternehmen suchen frische Impulse (Seiten 18/19) von versierten jungen Betriebsökonomen», erzählt Müller. Er muss es Wissen – für rund 1‘000 echte Aufträge von Unternehmen und Organisationen aller Branchen und Grössen stellte er in den letzten Jahren Studierendenteams zusammen. «Anderen fehlen die Ressourcen, um teils wichtige Fragestellungen zu bearbeiten.» Bei den Praxisprojekten können sie gleichzeitig auf aktuelles Hochschul-Knowhow zurückgreifen und Marktforschungen oder Konzepte methodisch sauber angehen. «Ein Praxisprojekt mit Studierenden wirbelt zudem intern nicht so viel Staub auf, wie wenn eine Unternehmensberatung durch die Gänge marschiert.»

Mit Praxisprojekten setzen die teilnehmenden Unternehmen und Organisationen auch ein Zeichen: für die praxisorientierte Ausbildung an Hochschulen, für versierte Absolventinnen und Absolventen in der Ostschweiz. «Unser Modell mit Echtaufträgen während des Studiums ist schweizweit einzigartig», sagt Müller. Rund 20 Prozent ihres Studiums verbringen die Studierenden in Teams auf dem Markt und das wird benotet. Ein Praxisprojekt dauert gut vier Monate, während deren die Studierenden einen engen Kontakt mit ihren Auftraggeberinnen und Auftraggebern pflegen. Die Coachs der Fachhochschule investieren bis 50-70 Stunden in ein Projekt. Mitte Juni geben sie einen rund 60-seitigen Schlussbericht mit ihren Ergebnissen ab und präsentieren diesen anschliessend bei ihren Auftraggebern. Die Kosten für eine Teamarbeit betragen zwischen 7.500 und 25‘000 Franken. Einzelarbeiten gibt es für rund 800 Franken. 

Festgelegter Projektbeginn

Nächster Projektstart für die Praxisprojekte im deutschsprachigen Raum ist Ende Januar. Anfang Februar beginnen die Praxisprojekte im internationalen Umfeld mit ihren Marktforschungen und Managementkonzepte. Kleinere Aufträge können auch als Einzelarbeiten (Bachelor-Thesis) vergeben werden.