«I before AI»: Cambridge-Forscher Saul Jones an der OST

11.03.2025

Um die Nachhaltigkeitsbilanz in produzierenden Unternehmen in kurzer Zeit signifikant zu verbessern, brauche es weder hohe Investitionen noch neue Technologien, ist Dr. Saul Jones überzeugt. Viel effizienter sei es, die vorhandenen Daten zu analysieren, sie in den richtigen Kontext zu setzen, Muster zu erkennen und die elementaren Fragen zu stellen. Wie das in der Praxis funktioniert, hat der Cambridge-Forscher Studierenden der OST in einer Gastvorlesung anschaulich erklärt.

Katharina Luban und André Podleisek haben Saul Jones (links) für eine Gastvorlesung an die OST eingeladen.

Die gängige Theorie für Wandel und Veränderung lautet: «Improve – Invest – Innovate». Saul Jones, Forscher an der Universität Cambridge, hat den Studierenden in seiner Gastvorlesung «I before AI» im Modul «Ethik und Nachhaltigkeit» des Wirtschaftsingenieurwesens einen ganz anderen Ansatz vorgestellt: «Fragt euch: Wie können wir das Beste aus dem Bestehenden rausholen, wenn kein neues Material, keine neue Technologie und keine neue Software entwickelt wird?» Der Ansatz von Jones: Die Arbeit an einer besseren Nachhaltigkeitsbilanz startet mit den vorhandenen Technologien und den Daten, die bereits bestehen. Nur so sind in kurzer Zeit in grossem Massstab Verbesserungen und damit Veränderungen möglich.


Aus vermeintlich einfachen Daten Muster erkennen

Saul Jones ist Lead Researcher in Industrial Energy and Material Sustainability am Centre for Industrial Sustainability der Universität Cambridge. Mit britischem Humor und eingängigen Leitsätzen hat er den Studierenden in Rapperswil-Jona und St.Gallen verschiedene Projekte vorgestellt und Schritt für Schritt aufgezeigt, wie in sehr kurzer Zeit erstaunliche Resultate erzielt werden können. Er hat nachgezeichnet, wie ein Unternehmen seine Produktion zu einem Zero-Waste-Kreislauf umgebaut hat, in dem ehemalige Abfallprodukte neu sogar einen Wert haben. Eine andere Firma konnte relevante Mengen an Verpackungsmaterial einsparen, wieder andere haben ihren Energieverbrauch mit einfachen Anpassungen drastisch senken können.

Als Basis für solche Veränderungen nutzen Jones und sein Team die Daten, die in jedem Unternehmen zu finden sind. Anschaulich hat er den Studierenden aufgezeigt, wie auch vermeintlich wenige, einfache Daten gelesen, visuell aufbereitet und in neuen Zusammenhängen Muster aufzeigen können. «Vertraut keinen runden Zahlen und gängigen Überzeugungen, setzt die Daten in den Kontext der Praxis. Testet, wenn ihr testen könnt und fragt euch immer, was ihr erwartet», riet er den Studierenden. Und er ermunterte sie, sich zu trauen, einfache Fragen zu stellen. Dies sei der Vorteil von Externen: Niemand erwarte, dass die Studierenden die Herstellungsprozesse des Unternehmens im Detail kennen würden, aber sie würden ein Auge entwickeln, um blinde Flecken in einem komplexen System zu erkennen.


Studentische Arbeiten zum Thema geplant

Aufbauend auf diesem Besuch werden Studierende der OST die Erkenntnisse und Best Practice im Kontext von Schweizer Industrieunternehmen anwenden. Die OST-Dozierenden Katharina Luban (Supply Chain Management) und André Podleisek (Nachhaltigkeit) werden im kommenden Semester im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen studentische Arbeiten in diesem Bereich betreuen. So werden neue Erkenntnisse aus der Forschung und der regionalen Industrie verknüpft.

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«I before AI»: Cambridge-Forscher Saul Jones an der OST

11.03.2025

Um die Nachhaltigkeitsbilanz in produzierenden Unternehmen in kurzer Zeit signifikant zu verbessern, brauche es weder hohe Investitionen noch neue Technologien, ist Dr. Saul Jones überzeugt. Viel effizienter sei es, die vorhandenen Daten zu analysieren, sie in den richtigen Kontext zu setzen, Muster zu erkennen und die elementaren Fragen zu stellen. Wie das in der Praxis funktioniert, hat der Cambridge-Forscher Studierenden der OST in einer Gastvorlesung anschaulich erklärt.

Katharina Luban und André Podleisek haben Saul Jones (links) für eine Gastvorlesung an die OST eingeladen.

Die gängige Theorie für Wandel und Veränderung lautet: «Improve – Invest – Innovate». Saul Jones, Forscher an der Universität Cambridge, hat den Studierenden in seiner Gastvorlesung «I before AI» im Modul «Ethik und Nachhaltigkeit» des Wirtschaftsingenieurwesens einen ganz anderen Ansatz vorgestellt: «Fragt euch: Wie können wir das Beste aus dem Bestehenden rausholen, wenn kein neues Material, keine neue Technologie und keine neue Software entwickelt wird?» Der Ansatz von Jones: Die Arbeit an einer besseren Nachhaltigkeitsbilanz startet mit den vorhandenen Technologien und den Daten, die bereits bestehen. Nur so sind in kurzer Zeit in grossem Massstab Verbesserungen und damit Veränderungen möglich.


Aus vermeintlich einfachen Daten Muster erkennen

Saul Jones ist Lead Researcher in Industrial Energy and Material Sustainability am Centre for Industrial Sustainability der Universität Cambridge. Mit britischem Humor und eingängigen Leitsätzen hat er den Studierenden in Rapperswil-Jona und St.Gallen verschiedene Projekte vorgestellt und Schritt für Schritt aufgezeigt, wie in sehr kurzer Zeit erstaunliche Resultate erzielt werden können. Er hat nachgezeichnet, wie ein Unternehmen seine Produktion zu einem Zero-Waste-Kreislauf umgebaut hat, in dem ehemalige Abfallprodukte neu sogar einen Wert haben. Eine andere Firma konnte relevante Mengen an Verpackungsmaterial einsparen, wieder andere haben ihren Energieverbrauch mit einfachen Anpassungen drastisch senken können.

Als Basis für solche Veränderungen nutzen Jones und sein Team die Daten, die in jedem Unternehmen zu finden sind. Anschaulich hat er den Studierenden aufgezeigt, wie auch vermeintlich wenige, einfache Daten gelesen, visuell aufbereitet und in neuen Zusammenhängen Muster aufzeigen können. «Vertraut keinen runden Zahlen und gängigen Überzeugungen, setzt die Daten in den Kontext der Praxis. Testet, wenn ihr testen könnt und fragt euch immer, was ihr erwartet», riet er den Studierenden. Und er ermunterte sie, sich zu trauen, einfache Fragen zu stellen. Dies sei der Vorteil von Externen: Niemand erwarte, dass die Studierenden die Herstellungsprozesse des Unternehmens im Detail kennen würden, aber sie würden ein Auge entwickeln, um blinde Flecken in einem komplexen System zu erkennen.


Studentische Arbeiten zum Thema geplant

Aufbauend auf diesem Besuch werden Studierende der OST die Erkenntnisse und Best Practice im Kontext von Schweizer Industrieunternehmen anwenden. Die OST-Dozierenden Katharina Luban (Supply Chain Management) und André Podleisek (Nachhaltigkeit) werden im kommenden Semester im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen studentische Arbeiten in diesem Bereich betreuen. So werden neue Erkenntnisse aus der Forschung und der regionalen Industrie verknüpft.