«Heldin»: Pflegealltag – «hautnah» miterlebt im Kino

Eine Pflegefachfrau als «Heldin» eines Kinofilms – das ist eine Seltenheit. Regisseurin Petra Volpe zeigt, wie Floria eine Spätschicht auf der chirurgischen Abteilung eines Kantonsspitals meistert. «Wir sind heute leider nur zu zweit», entschuldigt sich Floria bei einer wartenden Patientin. Was «Fachkräftemangel» konkret bedeutet, wird im Film bis ins Detail sichtbar und greifbar. Floria ist fähig, unter widrigen Umständen ihr Bestes zu geben – in einem Wettlauf mit der Zeit. Unweigerlich stellt sich die Frage: Warum sollten junge Menschen sich für einen solchen Beruf entscheiden? Was denken OST-Studierende und Dozierende über den Film?
Ein «realer» Thriller
«Der Film zeigt den Thriller des Pflegealltags im Akutspital», meint Daniela Bernhardsgrütter. Sie hat viele Jahre in der Pflege gearbeitet. Nun forscht sie am Kompetenzzentrum OnkOs im Institut für Gesundheitswissenschaften der OST. Aus ihrer Sicht vermittelt der Film, was «längst Realität ist: die ständige Zerrissenheit zwischen der Dringlichkeit des Handelns, einem völlig ausufernden Aufwand für Dokumentation und der unverzichtbaren Unterstützung von Menschen im Umgang mit ihrer Verletzlichkeit und der Endlichkeit des Lebens. Diesen Themen geht die Gesellschaft grundsätzlich aus dem Weg. Die Tragweite des pflegerischen Handelns ist in Politik und Gesellschaft noch nicht wirklich angekommen».
Dunkle und helle Seiten des Berufs
Auch Fabiola Orosaj, Studentin des «Bachelor of Science in Pflege» an der OST, findet den Film realistisch. Sie kennt die Schattenseiten. Doch für sie überwiegt eindeutig das Positive: «Ich arbeite gerne in der Pflege. Der Beruf gibt einem viel zurück – vor allem in der Zusammenarbeit mit Menschen». Ihrer Meinung nach ist «Pflege viel mehr, als die Gesellschaft denkt».
Manuelle und technische Skills, Dringlichkeit einschätzen, prognostisches Denken, Adressaten-gerechtes Kommunizieren und professionelle Beziehungsarbeit – der Film führt vor Augen, wie viele Kompetenzen zum Pflegeberuf gehören. Timo Baumann absolviert sein Masterstudium in Pflegewissenschaft, um seine Kompetenzen zu erweitern. Kompetenzen bieten Sicherheit und Klarheit – in einem Berufsalltag voller Komplexität. Dadurch «eröffnet das Studium viele Türen».
Ein Film mit starken Botschaften
Andrea Renz, OST-Studiengangsleiterin «Bachelor of Science in Pflege» greift das Thema Aggression gegen Pflegende auf: «In mehreren Szenen ist Floria mit aggressivem Verhalten konfrontiert. Trotz eigener Betroffenheit denkt sie sofort an den Patienten und handelt beziehungsorientiert. Auch im Aggressionsmanagement müssen Pflegende heute kompetent sein».
«Heldin» ist mehr als nur ein Film, meint Prof. Dr. Birgit Vosseler, Leiterin Departement Gesundheit der OST. «Es ist eine Hommage an die oft unsichtbare, unterschätzte, aber unverzichtbare Arbeit von Pflegefachpersonen. Ein Film, der berührt, zum Nachdenken anregt und zeigt, warum eine hochschulische Ausbildung die Stärke der Pflege ist».
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Prof. Dr. Birgit Vosseler
Departement Gesundheit
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