Inklusion leben, auch wenn es ums Sterben geht
Wenn zwei Tabus aufeinandertreffen
Regula Göldi arbeitet auf einer Akutpalliativstation und begegnet in ihrem Berufsalltag immer wieder Situationen, in denen die Begleitung sterbender Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung zur Herausforderung wird. In ihrer Masterarbeit verknüpft sie die beiden sensiblen Themen «Sterben und Tod» sowie «kognitive Beeinträchtigung». Göldi beleuchtet, wie eine palliative Betreuung auch unter erschwerten Bedingungen gelingen kann. Denn: Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung haben oft einen erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem. Sie sind stärker auf ihr Umfeld angewiesen, weil sie ihre Wünsche nicht selbst äussern können.
Vorausplanung schafft Sicherheit
Besonders im Fokus steht bei Göldi die gesundheitliche Vorausplanung: «Es gibt mittlerweile verschiedene Instrumente zur gesundheitlichen Vorausplanung bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung.» Weil viele Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung nicht urteilsfähig sind, braucht es Alternativen zur klassischen Patientenverfügung. Die Vertreterdokumentation, welche gemeinsam mit vertretungsberechtigten Personen und bestenfalls auch Hausärztinnen und Hausärzten erarbeitet wird, kann helfen, Entscheidungen am Lebensende im Sinne der Betroffenen zu treffen. Damit dies gelingt, brauche es seitens der Fachpersonen vor allem Zeit, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich auch im Alltag mit dem Thema Sterben auseinanderzusetzen.
«Es gibt mittlerweile verschiedene Instrumente zur gesundheitlichen Vorausplanung bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung.»
Regula Göldi, Absolventin des MAS Palliative Care

Weiterbildung als Schlüssel zur Mitwirkung
Die Weiterbildung an der OST hat Regula Göldi insgesamt geholfen, das Gesundheitssystem mit all seinen föderalen Eigenheiten, die auch die palliative Versorgung betreffen, besser zu verstehen. «Ich kenne nun die Schwierigkeiten, Herausforderungen und Finanzknappheiten. Weiter habe ich das Rüstzeug und die Sicherheit erlangt, um in Fragen der Palliative Care innerhalb meiner Organisation, aber auch in externen fachlichen Gremien mitzuwirken.» Sie kann sich gut vorstellen, ihr Wissen künftig auch an andere Institutionen weiterzugeben – als Beitrag für eine inklusivere Palliative Care.
Aktuelle Forschung fliesst in die Weiterbildung
Das Kompetenzzentrum OnkOs widmet sich diesem wichtigen Thema im Praxisentwicklungsprojekt PAL_LINK. Ziel des Projekts ist es, ein Versorgungskonzept für die Palliative Care von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zu entwickeln. Die Studierenden erhalten im CAS Praxisentwicklung in der Palliative Care im Rahmen eines Unterrichtstags einen vertieften Einblick in das Projekt und in die Thematik.
