Eröffnet wurde das Forum von Prof. Dr. Marco Gehrig vom Kompetenzzentrum Accounting und Corporate Finance der OST. In seiner Begrüssung betonte er, wie wichtig es für Organisationen ist, sich gegen wirtschaftskriminelle Bedrohungen zu wappnen.
Gelebte Compliance-Kultur
In seiner Keynote berichtete Stephan Weiss, Chief Auditor bei Roche, wie der Konzern jährlich zahlreiche Betrugsfälle aufdeckt – von manipulierten Umsätzen bis hin zu gefälschten Rechnungen. Ein zentrales Element ist dabei die Anlaufstelle für Verdachtsmeldungen innerhalb des Unternehmens: «Wir haben eine ‘Speak-up Line’ – eine Telefonnummer, bei der sich Mitarbeitende anonym melden können, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt», so Weiss. Die eingehenden Hinweise werden von einem internen Team professionell untersucht und wenn nötig mit Konsequenzen geahndet.
Cyberkriminalität als Wachstumsfeld
Die Digitalisierung hat nicht nur neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet, sondern auch neue Formen der Kriminalität hervorgebracht. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik machen Fälle von Cyber-Wirtschaftskriminalität bereits zehn Prozent aller registrierten Delikte aus. Diesem Thema widmete sich ein Teil des Workshop-Angebots des Forums. Auch die Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) war vertreten: Marc Schröder, Lehrbeauftragter an der OST und Senior Policy Experte bei MROS, betonte, dass Geld aus Straftaten nur gewaschen im legalen Finanzkreislauf verwendet werden kann. Für ihn ist die Konsequenz, dass «es keine Wirtschaftskriminalität mehr geben würde, wenn Geldwäscherei konsequent aufgedeckt und das Geld eingezogen wird.»
Psychogramm eines Wirtschaftskriminellen
Einblicke in die Persönlichkeit von sogenannten «White-Collar-Kriminellen» gab Dr. Thomas Knecht, Facharzt für Psychiatrie am Psychiatrischen Zentrum Appenzell Ausserrhoden. Studien bestätigen: Der typische Täter ist männlich, zwischen 36 und 55 Jahre alt und geniesst im Unternehmen hohes Ansehen. Viele weisen narzisstische Züge und eine hohe soziale Intelligenz auf. Laut Knecht sei es schwierig, solche Personen zu erkennen – auch weil sie oft eine Fassade von Freundlichkeit aufbauen. Anfällig für wirtschaftskriminelle Handlungen seien vor allem Grossunternehmen, während familiär geprägte Firmen über stärkere soziale Kontrollmechanismen verfügen.


