Wenn das Miteinander das Lernen blockiert
Selbstregulierung trainieren für mehr Lernerfolg
Wenn Stefan Ritz in eine Klasse eingeladen wird, steht meist viel auf dem Spiel: Die Gruppendynamik ist aus dem Gleichgewicht geraten, der Unterricht leidet, einzelne Kinder fühlen sich ausgeschlossen. Der Schulsozialarbeiter des regionalen Beratungszentrums Rapperswil-Jona unterstützt Schulklassen und Lehrpersonen in solchen Fällen dabei, eine motivierende Lernatmosphäre zu schaffen. In diesem Rahmen trainiert er mit den Kindern und Jugendlichen gezielt die Fähigkeit zur Selbstregulierung und zur Impulskontrolle.
«Einigen fällt es sehr schwer, sich für drei Minuten auf etwas zu fokussieren – selbst in der vierten Klasse noch», erzählt Stefan Ritz. «Sie sind aber nicht unkonzentriert, weil sie es wollen, sondern weil sie es nicht anders können.» Übungen und Spiele helfen den Kindern, Frustrationstoleranz und Konzentration zu entwickeln. «Es geht darum, in Ruhe arbeiten, in Frieden leben und Ziele erreichen zu können», sagt Stefan Ritz. Die allermeisten Schülerinnen und Schüler verstünden die Notwendigkeit und das Ziel des Trainings schon ab der ersten Klasse.
«Einigen fällt es sehr schwer, sich für drei Minuten auf etwas zu fokussieren – selbst in der vierten Klasse noch. Sie sind aber nicht unkonzentriert, weil sie es wollen, sondern weil sie es nicht anders können.»
Stefan Ritz, Schulsozialarbeiter beim regionalen Beratungszentrum Rapperswil-Jona

Lehrpersonen als zentrale Bezugspersonen
Zentrale Voraussetzung für gelingende Klasseninterventionen ist aus Sicht von Stefan Ritz die Einbindung der Lehrperson. «Die Bindung und Beziehung zwischen Kindern und Jugendlichen und ihren Lehrpersonen ist das A und O», betont er. Schon einfache Gesten wie das morgendliche Händeschütteln können Vertrauen schaffen und die Resilienz fördern. Klarheit im Unterricht ist ebenso wichtig. «Viele Lehrpersonen versuchen, den Unterricht sehr offen zu gestalten», sagt er. Dies sei aber gerade bei Kindern, die nicht warten könnten, die keine gute Selbstkontrolle hätten, kontraproduktiv. «Sie können sich nicht orientieren, wenn der Rahmen zu weit ist.» so Ritz. Es brauche Orientierung, Struktur und eine positive Autorität.
Neue Rollenbilder in der Schulsozialarbeit
Die Rolle der Schulsozialarbeit hat sich in den letzten Jahren stark verändert. «Früher hat die Schulsozialarbeit in den Klassen oft das Zepter übernommen, heute ist ihre Rolle kooperativer und die Schulsozialarbeitenden stehen den Lehrpersonen beratend zur Seite», sagt Martina Good, Leiterin der Zertifikatskurse CAS Schulsozialarbeit und CAS Schulsozialpädagogik an der OST. Je nach Ressourcenlage und Schulstruktur können diese Rollen unterschiedlich ausgeprägt sein. Gemeinsames Ziel bleibt es, Bedingungen zu schaffen, die allen Kindern und Jugendlichen ein motiviertes Lernen ermöglichen.

