«Auf meinem Weg ins Berufsleben fühle ich mich nicht allein»

Was mache ich nach meinem Studium? Welche Stellen und Arbeitgebende passen zu mir? Wo liegen meine Stärken? – Der Einstieg in die Berufswelt ist für viele Studierende mit zahlreichen Fragen verbunden. Das Mentoring-Programm der Career Services der OST ermöglicht Studierenden einen regelmässigen Austausch mit erfahrenen Berufsleuten.

Manuela Breu ist Sozialpädagogin und die Mentorin von Christine Schöni, die an der OST Soziale Arbeit studiert. Im Interview erzählen die beiden mehr zu ihren Erfahrungen mit dem Mentoring-Programm im Bereich der Sozialen Arbeit.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, beim Mentoring-Programm teilzunehmen?

Christine Schöni: Für den Übergang vom Studium in die Berufswelt habe ich Unterstützung gesucht. Ich habe eine Sehbeeinträchtigung und mache mir deswegen oft Gedanken darüber, wie meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind, wie ich an ein Bewerbungsgespräch gehe und wann ich was anspreche. Ich bin sehr froh, solche Fragen mit Manuela besprechen zu können.

Manuela Breu: In meiner Studienzeit an der OST (ehemals FHS) habe ich auch von diesem Programm profitiert, vor allem beim Übertritt ins Berufsleben. Meine Mentorin hat mich in vielen Bereichen geprägt. Als ich von den Career Services angefragt wurde, ob ich mich selbst auch als Mentorin zur Verfügung stellen würde, war für mich klar, dass ich das sehr gerne mache. Christine ist nun bereits meine dritte Mentee.

«Der allergrösste Nutzen für mich ist, dass ich auf meinen Weg ins Berufsleben gecoacht bin, und zwar auf einer sehr guten Ebene. Ich weiss, ich bin nicht allein.»

Christine Schöni, Mentee und Studentin Soziale Arbeit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule

Wie läuft das Mentoring-Programm genau ab? 

Schöni: Wir tauschen uns vor allem bei Gesprächen zum Studium und Berufsleben aus. Ich habe eine Pendenzenliste, auf der steht, was ich mit Manuela besprechen möchte. Manchmal vereinbaren wir, was ich bis wann mache. Das hilft mir sehr, auch an den Aufgaben dranzubleiben, die ich nicht so gerne erledige.

Breu: Das Programm ist sehr gut durchdacht und gestaltet. Man schreibt gemeinsam eine Vereinbarung, bis für beide alles stimmt. Ich konnte zu Beginn festlegen, wie viel und wann ich was leisten kann. Die Mentees entscheiden, wie oft und wie lange sie das Angebot nutzen wollen. Ich kenne auch Mentorinnen, deren Mentees einfach ein paar Fragen klären wollten und damit war es für sie erledigt. Aber dann ist das auch von Anfang an so vereinbart.

Können beide Seiten vom Programm profitieren?

Schöni: Ja, vor allem darin, dass mir Manuela Mut macht. Zum Beispiel, dass es gar nicht so abwegig ist, dass Organisationen auch Praktikumsstellen mit einem 60 %-Pensum besetzen. Viele sind mit höheren Stellenprozenten ausgeschrieben. Wenn man anruft und nachfragt, stösst man aber oft auf offene Ohren. Wir haben auch zusammen eine Mindmap erstellt, wo ich mich später überall sehe. Manuela ist mit verschiedenen Organisationen vernetzt und hat viel Praxiserfahrung, dadurch kann sie mir dazu viele verschiedene Anstösse geben. Zudem verfügt sie über Kontakte, die hilfreich für mich sein können. Der allergrösste Nutzen für mich ist aber, dass ich auf meinen Weg ins Berufsleben gecoacht bin, und zwar auf einer sehr guten Ebene. Ich weiss, ich bin nicht allein.

«Ich profitiere jedes Mal von meinen Mentees. Man kann sich selbst und die eigene Rolle reflektieren.»

Manuela Breu , Mentorin und Sozialpädagogin

Breu: Ich profitiere jedes Mal von meinen Mentees. Man kann sich selbst und die eigene Rolle reflektieren. Durch Fragen, die mir Christine stellt, komme ich auch selbst wieder ins Nachdenken. In der Zusammenarbeit mit ihr bin ich ausserdem sensibilisiert worden, was es bedeutet, in der Sozialen Arbeit mit einer Sehbeeinträchtigung zu arbeiten.

Was macht eine gute Mentorin, einen guten Mentor aus?

Schöni: Gute Mentorinnen und Mentoren versuchen nicht, ihre eigenen Erfahrungen direkt auf den oder die Mentee zu übertragen. Diesbezüglich verhält sich Manuela mir gegenüber nicht belehrend, sondern bereichernd. Sie hat eine offene Haltung und geht auf meine Situation und meinen Hintergrund ein. Sie gibt mir das Gefühl, dass ich auf einem guten Weg bin. Aufgrund ihrer Erfahrung kann sie mir aber auch neue Perspektiven aufzeigen. Das finde ich wunderbar.

Und welche Eigenschaften sollte man als Mentee mitbringen?

Breu: Offenheit und eine gewisse Neugier. Ausserdem schätze ich es, wenn eine Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit vorhanden sind. Damit gab es bisher aber noch nie Probleme. Die Zusammenarbeit war mit allen sehr angenehm. Alle waren sehr engagiert. Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass das Mentoring ein freiwilliges Programm ist. Die Studierenden, die sich dafür anmelden, sind bereits sehr motiviert.