Wie verändert sich die Schweiz bis 2050?
Megatrends mit disruptivem Potenzial
Zukunftsforscher Georges T. Roos zeichnete ein eindrückliches Bild globaler Entwicklungen: eine Welt mit drastischen demografischen Veränderungen, wachsenden geopolitischen Spannungen, technologischen Umbrüchen und neuen biologischen Möglichkeiten. Besonders die Alterung der Bevölkerung sei prägend – in 15 Jahren werde ein Viertel der Schweiz über 65 Jahre alt sein. «Die Auswirkungen der demografischen Transformation gehen so tief wie die Auswirkungen der digitalen Transformation», betonte Roos. Trotz aller Herausforderungen sieht er auch Chancen: Seiner Meinung nach kann die Schweiz ein gutes Vorbild werden, wenn sie zeigt, dass ein nachhaltiges Leben auch etwas Positives und Erstrebenswertes sein kann.
Planung im Schatten des Ungewissen
Für Prof. Andreas Schneider vom IRAP Institut für Raumentwicklung der OST ist klar: Die Schweiz 2050 sei planerisch weitgehend vorgezeichnet: «Grössere Planungsprozesse dauern schnell zehn bis dreissig Jahre.» Viele Infrastrukturvorhaben wie Bahnprojekte, Tiefenlager oder Übertragungsleitungen reichen bereits heute weit über 2050 hinaus. Gleichzeitig verwies Schneider auf die Unsicherheit aktueller Entwicklungen: Die Raumplanung basiere häufig auf der Prämisse eines linearen Fortschreitens – ohne Alternativen für unerwartete Ereignisse wie Umweltkatastrophen oder geopolitische Verwerfungen. Die Schweiz brauche dringend mehr Antizipation und den Mut, bestehende Konzepte zu hinterfragen.
Globale Unordnung als Herausforderung und Chance
Simon Stocker vom Think-Tank Avenir Suisse zeigte auf, wie stark die Schweiz von geopolitischen Verschiebungen betroffen ist. In einer Welt, in welcher der Westen relativ zu anderen Weltregionen an Einfluss verliert, und neue wirtschaftliche Allianzen entstehen, müsse die Schweiz ihre Offenheit bewahren, aber auch ihre Abhängigkeiten überdenken. «Diese neue Weltunordnung bietet auch Chancen. Die Schweiz kann attraktiver werden für Kapital oder Talente. Aber dafür müssen wir etwas tun», so Stocker.
Glück durch Alter, Stress durch Verdichtung
Prof. Dr. Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) brachte überraschende Einsichten zur zukünftigen Bevölkerungsstruktur. Eine alternde Bevölkerung bedeute nicht zwingend eine Belastung – im Gegenteil: «Je älter, umso zufriedener», zitierte er aus dem World Happiness Report. Gleichzeitig warnte er vor zunehmender ökonomischer Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften – «Was man selbst nicht mehr macht, kann man irgendwann nicht mehr.» – und gesellschaftlichen Verschiebungen hin zu mehr Einzelhaushalten und Konsumverhalten mit hohem ökologischem Fussabdruck.
Ein Abend der Weichenstellungen
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung markierte der Abend auch einen Generationenwechsel: Nach 21 Jahren übergab Prof. Alex Simeon, Mitinitiator und Moderator der Tagung, symbolisch die Leitung an Prof. Hanspeter Keel, Studiengangsleiter BSc Maschinentechnik | Innovation an der OST. Mit einem Augenzwinkern überreichte er ihm die Protokolle der letzten zehn Jahre – komprimiert auf ein einziges A4-Blatt. Das Publikum verabschiedete Simeon mit einer Standing Ovation. Keel freut sich auf die neue Aufgabe:
«Innovation ist seit über 20 Jahren meine Leidenschaft. Dass ich nun die Tradition der Innovationstagung von Rapperswil weiterführen darf, erfüllt mich mit grossem Stolz. Die Innovationstagung verbindet Inspiration, neue Methoden und Technologien mit der Gesellschaft und den Märkten der Zukunft. Zusammen mit der Trägerschaft möchte ich die Innovationstagung im Sinne meiner Vorgänger weiterführen.»
Hanspeter Keel, Studiengangsleiter Maschinentechnik | Innovation







