500'000 Aktien in zwei Wochen

Medienmitteilung vom 14. September 2022

Digitale Assets werden für Ostschweizer KMU-Unternehmen künftig an Bedeutung gewinnen. Zu diesem vorsichtigen Fazit kommt der 13. «Unternehmensspiegel St.Gallen» der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Der «Unternehmensspiegel Appenzellerland», der vor einer Woche in Teufen stattfand, war in dieser Frage skeptischer.

Das Start-up "Dilly Socks" nutzte die Blockchain gestützte Finanzierung und verkaufte 500'000 Aktien.

Die Raiffeisen-Bank St.Gallen ist eine traditionelle Bank. «Die Bankkunden schätzen es, wenn sie ihr Vermögen sicher im Depot verwahrt wissen», sagte Martin Hersche, Leiter Firmenkundenberatung der Raiffeisenbank St.Gallen am Montagabend am 13. «Unternehmensspiegel St.Gallen» im Pfalzkeller. Er verschliesse sich nicht gegen digitale Assets – im Gegenteil: «Wir beobachten die Entwicklung sehr genau. Ich bin aber sicher, dass es ein Miteinander geben wird. Das klassische Bankgeschäft wird seinen Platz neben der digitalen Finanzierung behalten.» Ein Eindruck, den auch Nicola Plain, CEO des Unternehmens Aktionariat AG, teilt: «Wir brauchen ein gutes Zusammenspiel aller Akteure.»

Aktien aus der Blockchain

Digitale Finanzierungsinstrumente werden medial immer häufiger als Alternativen zu den klassischen Bankkrediten oder zur «normalen» Kapitalerhöhung diskutiert. So können beispielsweise bei einer Finanzierung über digitale Vermittlungsplattformen mit Crowdinvesting (Aktienemissionen) und Crowdlending (Darlehen) deutlich mehr potenzielle Geldgeber angesprochen werden als auf die traditionelle Art. Auch haben Unternehmen die Möglichkeit, für die Deckung des Finanzbedarfs blockchainbasierte Aktien auszugeben oder Kredite aufzunehmen. Diese bieten unter anderem den Vorteil, dass mit den Instrumenten verbunden Rechte und Pflichten automatisiert und effizient abgewickelt werden können (z. B. Dividenden- oder Zinszahlungen oder Erteilen von Nutzungsrechten an Applikationen), erklärte Pascal Egloff vom Kompetenzzentrum Banking & Finance. Diese neuen Formen von Finanzierungsinstrumenten stünden nicht nur technologiegetriebenen Unternehmen offen, sondern auch Firmen aus traditionelleren Branchen.

Digitale Finanzierung nimmt an Fahrt auf

«Dank diesen digitalen Technologien und der allgegenwärtigen Vernetzung kann selbst ein kleines, lokales Unternehmen weltweit Kapitalgeberinnen und -geber finden und damit sehr leicht beispielsweise Wachstum finanzieren», erläuterte Ernesto Turnes, Professor am Institut für Unternehmensführung der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Vorausgesetzt, die Geschäftsidee werde als erfolgsversprechend beurteilt. So verzeichnete beispielsweise Crowdinvesting von 2020 auf 2021 in der Schweiz ein Wachstum von 29 Prozent (auf 147 Millionen Franken), während das Crowdlending im gleichen Zeitraum sogar um 35 Prozent stieg (auf 607 Millionen Franken).

Analoge Socken mit digitalen Aktien

Eines dieser Unternehmen heisst «Dilly Socks». Es wurde 2013 als Start-up gegründet und verkauft farbige Socken. Wie erfolgreich denn die Blockchain gestützte Finanzierung war, wollte Moderator Andreas Löhrer, Professor am Institut für Unternehmensführung, wissen. «Das Unternehmen verkaufte über unsere tokenbasierte Plattform in nur zwei Wochen knapp 500’000 Aktien», berichtete Aktionariat-CEO Nicola Plain am traditionellen Anlass «Unternehmensspiegel St.Gallen» vor rund 120 Teilnehmenden. Auch Martin Frischknecht, Verwaltungsrat der Geoinfo AG in Herisau, gab sich offen: «Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir bei einer erneuten Finanzierungsrunde digitale Instrumente berücksichtigen».

Vor rund einer Woche diskutierten KMU-Unternehmen in Teufen am «Unternehmensspiegel Appenzellerland» die gleiche Frage: Macht die digitale Finanzierung für KMU Sinn? Während die Diskussion rund um digitale Finanzinstrumente in St.Gallen deutlich optimistischer ausfiel, waren sich die Teilnehmenden des «Unternehmensspiegels Appenzellerland» einig, dass Kryptowährungen und digitale Assets das Appenzellerland nicht so schnell erobern werden.

Der 14. Unternehmensspiegel wird sich dem Thema «Nachhaltigkeit» annehmen. Er findet am 8. März 2023 in St.Gallen und am 15. März 2023 in Teufen statt.

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