Naturschutz für alle: Neue Wege zur Erhaltung der Biodiversität in der Schweiz

Medienmitteilung vom 9. Oktober 2023

Naturschutz kann nicht als separates Projekt funktionieren. Um die Natur nachhaltig zu schützen, muss er ein integraler Bestandteil der Gesellschaft und Wirtschaft werden. Eine Forschungsgruppe der OST unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Küffer hat im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) den Bericht Naturschutz für alle: Neue Akteursgruppen für die Biodiversität in der Schweiz erstellt. Die Studie präsentiert grundlegende Erkenntnisse und Empfehlungen, wie der Naturschutz in die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft integriert werden kann, um eine nachhaltige Transformation hin zu einer grünen Wirtschaft zu ermöglichen.

Integrierter Naturschutz bezieht alle mit ein: Das Bild zeigt das gemeinsame Anlegen eines Miyawaki-Waldes (Tiny Forest) am Campus der OST in Rapperswil-Jona im Rahmen des Green Day des Kantons St.Gallen.

In einer Zeit des tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels, geprägt von Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem Artensterben und sozioökonomischer Ungleichheit, ist der Naturschutz mehr denn je von zentraler Bedeutung. Die Erhaltung der Biodiversität und ökologische Revitalisierung sind ebenso dringend wie die Lösung der Klimakrise, und dies erfordert die Beteiligung der gesamten Gesellschaft und aller Wirtschaftssektoren.

Mehr Demokratie im Naturschutz wagen

Die Studie basiert deshalb auf dem internationalen Ansatz «People and Nature» und schlägt vor, mehr Demokratie im Naturschutz zu wagen. Das bedeutet, die gesellschaftliche Partizipation im Naturschutz zu stärken, um neue Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen und die gesellschaftliche Fantasie anzuregen. «Nur wenn wir uns alle für die Biodiversität engagieren, kann die Erhaltung der Natur funktionieren», erklärt Christoph Küffer. Konkret werden in dem Bericht Empfehlungen ausgesprochen, wie sozial- und kulturwissenschaftliche Kompetenzen im Naturschutz gefördert werden können, sowie die Anwendung partizipativer Prozesse und transdisziplinärer Kooperationen.
Die Untersuchung betont die Bedeutung einer breiten gesellschaftlichen Basis für den Naturschutz und schlägt vor, vielfältige Akteure ernst zu nehmen. Es geht insbesondere darum, die Erfahrungen von Menschen wie Gärtnerinnen oder Landwirten, welche in und mit der Natur arbeiten, besser in den Naturschutz zu integrieren. Andererseits soll das Potenzial für Innovationen in Bereichen wie Gesundheit oder Wirtschaftsförderung besser erkannt werden. Zuhören und Zusammenarbeiten sollten eigentlich gerade bei der Biodiversitätsförderung selbstverständlich sein: wir alle lieben naturnahe Landschaften, blühende Pflanzen, Begegnungen mit Igeln und Vögeln, und wir wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig ein Spaziergang im Wald für unsere Erholung ist.

Die Studie hebt denn auch die Bedeutung von Naturbeziehungen hervor: Artenvielfalt ist nicht etwas Abstraktes sondern ist die Grundlage von unserer Lebensqualität im Alltag und prägt uns von jung bis alt. So sind etwa Kindheitserinnerungen oft geprägt von Erlebnissen in der Natur geprägt.

Die Macht der Bilder

Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Erzählungen und Bildern in der Naturschutzkommunikation, da sie Wissen, Werthaltungen und Handlungsmotivationen effektiv vermitteln können.
Abschliessend bietet die Studie Handlungsempfehlungen für eine breitere Integration von vielfältigen Akteuren in den Naturschutz, einschliesslich der Stärkung der jungen Generation, der Verbindung von Naturschutz und Gesundheit, der Förderung von naturbasierten Innovationen in die Wirtschaft und Zusammenarbeit von Naturschutz und Gartenbau für biodiverse Gärten.

«Wir hoffen, mit dem Forschungsbericht ein gut strukturiertes Hands-on-Werk geschaffen zu haben, dass es allen Akteuren erleichtert, den Naturschutz als integriertes Ziel einer zukunftsorientierten Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft mitzudenken», so Küffer.

Der gesamte Bericht kann hier heruntergeladen werden.