OST leitet 7,5-Millionen-Projekt für Renovationswelle in der Schweiz

Medienmitteilung vom 2. März 2022

Derzeit wird jedes Jahr nur rund ein Prozent der Gebäude in der Schweiz renoviert. Für den Umbau in eine energieeffiziente und klimaneutrale Schweiz bedeutet das: Wenn der Umbau heute flächendeckend beginnen würde, wäre die Schweiz erst etwa im Jahr 2120 damit fertig.

Die OST – Ostschweizer Fachhochschule leitet zwischen 2022 bis 2025 zusammen mit der Universität Genf ein rund 7,5 Millionen Franken umfassendes Projekt, rund die Hälfte wird durch die Schweizer Agentur für Innovationsförderung Innosuisse finanziert: Die insgesamt 16 Forschungs- und 46 Umsetzungspartner sowie Behörden wollen gemeinsam eine Renovationswelle für energetische Sanierungen auslösen.

Am einfachsten lassen sich energieeffiziente Gebäude im Rahmen eines Neubaus realisieren. Es gibt noch keine Nutzerinnen und Nutzer und das Gebäude lässt sich vollständig nach aktuellem Stand der Technik bauen. «Wir können die Schweiz aber nicht nochmal bauen», sagt Igor Bosshard, Gesamtprojektleiter des Innosuisse-geförderten Projektes RENOWAVE und Forscher an der OST. Deshalb sind sich Wissenschaft und Industrie einig, dass sich der Fokus auf Renovationen verschieben müsste, um die Schweizer Klimaziele erreichen zu können – Stichwort Klimastrategie 2050.

Heute liegt die energetische Modernisierungsquote bei ungefähr einem Prozent, was simpel gerechnet bedeutet: Selbst wenn klimaneutrale Gebäude heute schon der Standard wären, ist die Energiewende erst etwa im Jahr 2120 und nicht wie geplant im Jahr 2050 erreichbar.

Das Flagship-Forschungsprojekt RENOWAVE der Innosuisse will das ändern. In dem rund 7,5 Millionen Franken umfassenden Projekt schliessen sich 16 Forschungs- und 46 Industriepartner sowie Behörden aus der ganzen Schweiz zusammen, um gemeinsam energetische Modernisierungen leichter zu machen – technisch, finanziell und regulatorisch.

Die grosse Anzahl an Partnern zeigt, dass das Projekt einen grossen Impuls auslösen soll. In den gesamthaft 62 Partnerorganisationen sind Politik und Behörden vertreten – mit beispielsweise den Kantonen Aargau und Genf, den Städten Zürich, Bern, Winterthur und St.Gallen oder dem Bundesamt für Wohnungswesen sowie der interkantonalen Energiedirektorenkonferenz. Auch die Wirtschaft und Industrie ist mit dem Wirtschaftsverband Swisscleantech, der Implenia AG, der Raiffeisen Schweiz, der PostFinance AG oder dem Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz sowie vielen weiteren Spezialisten aus der Praxis umsetzungsstark dabei.

Die Leitung des Projekts liegt beim SPF Institut für Solartechnik der OST – Ostschweizer Fachhochschule zusammen mit der Universität Genf. Neben dem SPF sind seitens der Ostschweizer Fachhochschule an allen drei Standorten in Rapperswil-Jona, St.Gallen und Buchs auch noch das IET Institut für Energietechnik, das IES Institut für Energiesysteme sowie das OZG Zentrum für Gemeinden der OST beteiligt.

Renovationen einfach machen: Mit Fassadenheizung, Phasenwechsel-Speicher und Vielem mehr
Das Portfolio der Teilprojekte, an denen die OST beteiligt ist, zeigt, dass RENOWAVE einen ganzheitlichen Ansatz wählt. Bauherrinnen und -herren sowie Behörden soll es möglichst einfach gemacht werden, sich für eine energieoptimierende Renovation zu entscheiden. Bis 2025 forscht allein die OST etwa an aussenliegenden Fassadenelementen mit integrierter Heizung, bei denen die Nutzerinnern und Nutzer bei einer Modernisierung nicht das Gebäude verlassen müssen, sowie an effizienten Phasenwechsel-Wärmespeichern, Wärmepumpen-Systemen für Mehrfamilienhäuser und neuen Informations- und Sensibilisierungskonzepten, um die Wirtschaft und Bevölkerung bei energetischen Modernisierungen zu unterstützen.

«Bis jetzt haben die einzelnen Fachdisziplinen wie zum Beispiel Architektur, Ingenieurwesen, Wirtschaft oder Sozialwissenschaften vergleichsweise kleine und voneinander unabhängige Projekte zum Thema Gebäude-Modernisierung gemacht», so Gesamtprojektleiter Igor Bosshard. Ziel bei RENOWAVE ist es, dass alle Akteure, die es für eine nachhaltige Energiewende braucht, eng und partnerschaftlich als transdisziplinäres Team zusammenzuarbeiten. «Wenn dieses Projekt 2025 abgeschlossen ist, sollen Behörden, Industrie und Forschung die Resultate aus dem Projekt wie neue Technologien, Finanzierungsmodelle oder Baureglementsanpassungen gezielt und im Wissen um die Bedürfnisse aller Beteiligten, vom Bauherrn bis zur Mieterin, anwenden und implementieren können», fasst Bosshard das Projektziel zusammen.

Flagship-Initiative der Innosuisse

RENOWAVE ist eines von insgesamt 15 grossangelegten, transdisziplinären Forschungsprojekten, die von der Innosuisse erstmals in diesem Massstab ausgeschrieben wurden. Ziel der Flagship-Initiative der Innosuisse ist es, «aktuelle oder zukünftige Herausforderungen zu meistern, die für einen grossen Teil der Schweizer Wirtschaft oder Gesellschaft relevant sind.» Im Fokus liegen Projekte, die systemische Innovation und disziplinübergreifende Zusammenarbeit im Interesse der Schweiz fördern. Neben RENOWAVE ist die OST noch an zwei weiteren dieser Flagship-Projekte als Forschungspartnerin beteiligt.

Kontakt für Rückfragen:

  • Igor Bosshard, Gesamtprojektleiter RENOWAVE, Projektleiter SPF Institut für Solartechnik an der OST, +41 58 257 41 62, igor.bosshard@ost.ch
  • Willi Meissner, Kommunikation OST, +41 58 257 49 82, willi.meissner@ost.ch