Die Wünsche der St.Gallerinnen und St.Galler

Medienmitteilung vom 31. Oktober 2022

Im Frühjahr 2022 war das Gesellschaftsprojekt «Bevor ich sterbe, möchte ich…» während vier Wochen in der Stadt St.Gallen unterwegs. Auf einem schwarzen Kubus konnten die vorbeikommenden Menschen mit Kreide ihre Hoffnungen, Wünsche, Ambitionen und Träume anonym festhalten. Die auf 600 Fotos dokumentierten Notizen haben Forschende des Instituts für Angewandte Pflegewissenschaft der OST – Ostschweizer Fachhochschule ausgewertet und kategorisiert. Entstanden ist daraus ein eindrücklicher Bildband.

«Bevor ich sterbe, möchte ich…» - St.Gallerinnen und St.Galler halten ihre Wünsche fest – wie hier in der St.Galler Marktgasse.

Gemeinsam mit fünf Partnerinnen aus unterschiedlichen Institutionen wollten Forschende des Instituts für Angewandte Pflegewissenschaft (IPW) der OST – Ostschweizer Fachhochschule im Frühjahr 2022 mit einem partizipativen Projekt herausfinden, was den St.Gallerinnen und St.Gallern wichtig ist, bevor sie sterben. Zwischen dem 30. April und dem 25. Mai stellte das Projektteam auf dem Kornhausplatz, der Piazza Lachen, dem Areal Bach sowie in der Marktgasse einen grossen Kubus auf. Darauf konnten die Passantinnen und Passanten mit Kreide das vorgegebene Satzfragment «Bevor ich sterbe, möchte ich…» mit eigenen Gedanken ergänzen. «Um die Wünsche abzubilden, besuchten wir zweimal täglich die Tafelwand, fotografierten und reinigten sie. Uns war es wichtig, jede einzelne Notiz und Zeichnung festzuhalten, aber auch Platz für neue Ideen und Anregungen zu schaffen», schreiben die Initiantinnen in einem Bildband, der aus den festgehaltenen Notizen und Fotos entstanden ist.

Spitzenreiter ist die persönliche Weiterentwicklung

32 Prozent der festgehaltenen Gedanken konnten sie der Kategorie «Persönliche Weiterentwicklung erfahren» zuteilen – Zitate wie: «Bevor ich sterbe, möchte ich eine zündende Idee gegen die Klimakrise entwickeln». 18 Prozent wollen «den Moment geniessen», dem eigenen Leben Bedeutung schenken – beispielsweise «Bevor ich sterbe, möchte ich etwas Positives, eine Erinnerung hinterlassen». 15 Prozent der notierten Gedanken haben mit dem Thema «Liebe» zu tun, Liebe für andere wie für sich selbst. Ein Beispiel dafür ist die Notiz: «Bevor ich sterbe, möchte ich all die Liebe zurückgeben, die ich bekommen habe.»

Die eigene Umgebung zu erkunden oder ferne Länder zu besuchen sind Wünsche der Kategorie «Reisen» (13 Prozent), und 10 Prozent der Zukunftswünsche gehören der Familie («Bevor ich sterbe, möchte ich meinen Kindern Wurzeln und Flügel verleihen»). Ein kleinerer Teil der festgehaltenen Zitate wurde den Themen «Glücklich und zufrieden sein» (5 Prozent), «Religiosität ausleben» (4 Prozent) und «In einer friedlichen Welt leben» (3 Prozent) zugewiesen.

Spannend ist auch ein Blick auf die am häufigsten vorkommenden Wörter auf der Tafelwand: Den ersten Platz belegt «Leben», gefolgt von «Familie», «Glücklich», «Heiraten» und «Reisen».

Von den USA nach St.Gallen

Ursprünglich wurde das Projekt «Before I die» von der amerikanischen Künstlerin Candy Chang nach dem Verlust einer nahestehenden Person ins Leben gerufen. Um ihre Gedanken mit Personen in ihrer Umgebung zu teilen, installierte sie an einem verlassenen Haus in ihrem Wohnquartier in New Orleans eine grosse Wand mit der Aufschrift «Before I die, I want to…» – «Bevor ich sterbe, möchte ich…». Innert kürzester Zeit wurde die Wand von unterschiedlichsten Personen mit ihren Gedanken, Hoffnungen und Träumen befüllt. Inzwischen wurden weltweit mehr als 5000 Wände mit dem Satzfragment «Before I die» in 78 Ländern aufgestellt und in mehr als 20 verschiedenen Sprachen beschriftet.

Aus dem St.Galler Projekt ist ein Bildband entstanden, der die Emotionen, Wünsche und Geschichten der St.Gallerinnen und St.Galler widerspiegelt. Der Bildband kann für 10 Franken über die Webseite https://www.bevor-ich-sterbe.ch/ bezogen werden.

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