WTT YOUNG LEADER AWARD - Intelligente Praxisprojekte ausgezeichnet

17.09.2019

Künstliche Intelligenz wurde am Montagabend am WTT YOUNG LEADER AWARD der Fachhochschule St. Gallen heiss diskutiert. Gefeiert wurden aber sechs intelligente Projektarbeiten von Studentinnen und Studenten in den Kategorien Marktforschung und Managementkonzeption.

Während vier Monaten und rund 800 Arbeitsstunden hatten 45 studentische Teams an einem Praxisprojekt gearbeitet. Sechs davon qualifizierten sich für den diesjährigen WTT YOUNG LEADER AWARD und wurden am Montagabend im Scheinwerferlicht der Tonhalle St.Gallen vor rund 650 illustren Gästen ausgezeichnet. Der Leiter der Wissenstransferstelle der Fachhochschule St.Gallen (FHS) und Gastgeber des Events, Prof. Peter Müller, fasste den Einsatz der Studentinnen und Studenten wie gewohnt süffisant zusammen: «Sie händ ghirnet, gschuftet, glitte und gliferet!» 

Beim Thurgauer Regierungspräsidenten Dr. Jakob Stark löste die aufgeräumte Stimmung in der Tonhalle schon «Olma-Vorfreude» aus. Es sei ein kluger Entscheid, die Chancen des Megatrends Künstliche Intelligenz (KI) für die Ostschweiz nutzen zu wollen, hielt er in seinem Grusswort fest. Der St. Galler KI-Experte und Serienunternehmer Andreas Göldi zeigte in einem spannenden Referat auf, dass in der Schweiz bis 2030 jeder vierte Job durch Automation mit künstlicher Intelligenz wegfallen oder sich fundamental verändern wird. Göldi versteht die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz freilich als Chance, und so werden es auch die ausgezeichneten FHS-Studierenden sehen. Sie haben bewiesen, dass ihre menschliche Intelligenz, aber auch ihr Einsatzwille, zu bemerkenswerten Resultaten führen kann. Etwas habe Künstliche Intelligenz nicht, sagte der letztmals als FHS-Rektor auftretende Sebastian Wörwag: Charakter mit Ecken und Kanten. Mit Blick auf die Studierenden-Arbeiten könnte man anfügen: Leidenschaft für ein Projekt auch nicht.

Berufstätige Studierende siegen

In der Kategorie Marktforschung hat ein Team gewonnen, das im Auftrag der St. Galler Kantonalbank (SGKB) untersuchte, wie sich die Abschaffung der Eigenmietwertbesteuerung auf das Kundenverhalten und auf die Bankbilanz auswirken würde. Jury-Mitglied Christof Oswald, Personalchef bei Bühler, zeigte sich insbesondere davon beeindruckt, dass die Sicht der Kunden in dem Projekt breiten Raum bekam. Der studentische Projektleiter Pascal Koller wies darauf hin, dass alle in seinem Team berufstätige Studierende sind und sechzig oder mehr Prozent arbeiten. 

Aus einer repräsentativen Kundenbefragung konnte laut Student Yves Grundlehner unter anderem die Erkenntnis gewonnen werden, dass eine Abschaffung der Eigenmietwertbesteuerung bei vielen Kunden zu Rückzahlungen von Hypotheken führen würde. Gleichzeitig bestehe bei den Kunden ein grosses Bedürfnis nach Beratung in diesem komplexen Thema. Manuela Inauen, Leiterin Kreditprodukte bei der SGKB, zeigte sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen in einem für die Bank wichtigen Bereich: Jedes dritte Eigenheim in der Region wird von der SGKB finanziert. 

Auf dem zweiten Platz landete das schweizerisch-amerikanische Team, das für die Leica Geosystems eine Markteintrittsstrategie für ein neues Produkt in den USA erarbeitete. Im dritten Rang klassierte sich ein Praxisprojekt im Auftrag der Energieagentur St. Gallen, diese will bei privaten Hauseigentümern den CO2-Ausstoss verringern.

«Toller Aktionsplan» 

In der Kategorie Managementkonzeption holte sich das Team «Fehr Braunwalder» den Sieg. Der St.Galler Spezialist für Befestigungstechnik und Werkzeuge im Holzbau möchte in den deutschen Markt expandieren und bekam dafür eine Markteintrittskonzeption, die Jury-Mitglied Thomas Harring von der Geschäftsleitung der Leica Geosystems als «tollen Aktionsplan» lobte. Die Auftraggeber wollten in Deutschland eigentlich nur einen Online-Shop betreiben, doch die Kunden wünschten sich auch eine Ansprechperson und Beratung, wie Studentin Letizia Cicia als eine Erkenntnis des Projekts herausstrich. Es brauche auch einen Aussendienst, diese Investition rechne sich aber.

Den zweiten Rang eroberte ein Team aus Studierenden der FHS und der Shanghai University, das für Swisslog Healthcare Shanghai Logistiklösungen im Gesundheitsbereich untersuchte. Auf den dritten Platz kam das Team Mediterre International, das für die Rückverfolgung von Produkten wie hochwertige Fruchtsäfte und Olivenöle eine auf Blockchain-Technologie basierende Lösung vorschlug.